Biochemisches Grundwissen
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Aufgefrischt! Biochemisches Grundwissen : So wirken Monoklonale Antikörper

Monoklonale Antikörper richten sich spezifisch nur gegen ein Oberflächenmerkmal des Antigens. | Bild: Design Cells / AdobeStock

Als Wirkstoff entwickelte monoklonale Antikörper gehören zu den Biologicals (biotechnologisch hergestellte Arzneimittel). Sie sind an der typischen Namensendung „-mab“ (z. B. Erenumab, Tixagevimab und Cilgavimab) zu erkennen und finden in den verschiedensten Indikationen Anwendung. Dazu zählen zum Beispiel:

Polyklonal oder monoklonal

Skizze: Annette Thomas

Wird das Immunsystem mit einem Antigen konfrontiert, erkennt es auf dessen Oberfläche verschiedene spezifische Strukturen, die sogenannten Epitope. Aktivierte B-Lymphozyten reifen daraufhin zu Plasmazellen und bilden sodann Antikörper gegen dieses Antigen. Dabei bilden verschiedene B-Zellen jeweils zu einem Epitop passende Antikörper.

Extrahiert man die neu gebildeten Antikörper aus dem Blut, erhält man ein Gemisch. Die Gesamtheit dieses Gemisches wird als polyklonaler Antikörper bezeichnet.

Isoliert man einzelne B-Lymphozyten und vermehrt die von dieser Zelle produzierten Antikörper künstlich, so erhält man monoklonale Antikörper: Diese Immunglobuline richten sich spezifisch nur gegen ein Oberflächenmerkmal des Antigens.

Vielfältiger pharmazeutischer Nutzen

Was auf den ersten Blick wie ein Nachteil klingt, erweist sich, wenn man über die Funktion innerhalb des Immunsystems hinausdenkt, als Vorteil.

Monoklonale Antikörper ermöglichen es, zielgerichtet bestimmte Strukturen im Körper zu erreichen. Sie können dabei sowohl als Wirkstoffe als auch als Vehikel für einen anderen Wirkstoff fungieren. Verglichen mit einer im gesamten Körper wirkenden systemischen Therapie können so Nebenwirkungen minimiert werden.

Als Proteine sind monoklonale Antikörper nicht magensäurebeständig und werden aus dem Magen-Darm-Trakt nicht aufgenommen. Sie müssen deshalb injiziert werden. 

Migräneprophylaxe mit Antikörpern

Als Beispiel dient der Einsatz von Fremanezumab in der Migräneprophylaxe. Dieser monoklonale Antikörper antagonisiert die Bindung von Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) an seinen Rezeptor. 

Zur Erinnerung: Was ist CGRP?

CGRP ist ein Neuropeptid, das an der Entwicklung des Entzündungsgeschehens an den Blutgefäßen im Gehirn und damit an der Entstehung von Migräneattacken beteiligt ist. 

Fremanezumab kann in einigen Fällen zu Reaktionen an der Einstichstelle wie z. B. Rötungen oder Verhärtungen führen. Betrachtet man im Vergleich dazu die bisherige Standardprophylaxe der Migräne mit Betablockern, so finden sich Nebenwirkungen wie z. B. Schwindel oder Müdigkeit, die durch einen Blutdruckabfall zu erklären sind. 

Die systemische Wirkung erklärt auch, weshalb Bisoprolol und Co. bei verschiedenen kardiovaskulären Vorerkrankungen sowie auch bei Asthma bronchiale nicht ohne Weiteres eingesetzt werden können. Quelle:
Sorg, Bernd; Imhof, Diana: Biochemie und Klinische Chemie für Pharmazeuten. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2021.
Derendorf, Hartmut u. a.: Arzneimittelkunde für PTA. Stuttgart: Deutscher Apotheker Verlag, 2019
Bendas, Gerd; Düfer, Martina: Update Biologicals: Rekombinante Proteine und ihr therapeutischer Einsatz. Stuttgart: Deutscher Apotheker Verlag, 2016
 

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