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Zum Welt-Psoriasis-Tag: Psoriasis: weniger gesättigte Fettsäuren einnehmen

Übergewichtiger Mann mit Psoriasis am Körper
Eine Reduktion von freien gesättigten Fettsäuren in der Ernährung kann eine Psoriasis verbessern. | Bild: Nikkikii / AdobeStock 

Vermeiden adipöse Menschen mit pharmakologisch therapierter Psoriasis gesättigte Fettsäuren weitestgehend, so kann dies die Krankheitsschwere verbessern und proinflammatorische Mediatoren senken. Zusätzlich zur systemischen und/oder topischen Behandlung können übergewichtige Psoriasis-Patienten demnach von einer entsprechenden Ernährungsintervention profitieren. 

In einer Studie der Universität Leipzig, die kürzlich in „Nutrients“ erschien, kam das Forschungsteam zu diesen Schlüssen. Was genau wurde wie analysiert?

Zusammenhang von Psoriasis und Adipositas

Starkes Übergewicht und ein hoher Anteil an Bauchfett verdoppeln das Risiko für die Entstehung der entzündlichen Hauterkrankung Psoriasis. Auch von anderen Autoimmunkrankheiten, z. B. chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, sind adipöse Personen häufiger betroffen. 

Die für Adipositas typischen Regulationsstörungen, wie Entgleisungen des Glucose- und Lipidstoffwechsels, werden als inflammatorische Treiber betrachtet, die die entzündlichen Hautläsionen begünstigen. Zudem werden von endokrin-aktivem, exzessivem Fettgewebe Zytokine und Chemokine ausgeschüttet. Diese können eine niederschwellige Entzündung verursachen, welche als weiterer Vermittler von Autoimmunreaktionen gilt.

Dass die Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Psoriasis-Patienten Abhilfe schaffen kann, wurde bereits in verschiedenen Studien beschrieben und auch die Leitlinie zur Behandlung der Psoriasis vulgaris spricht eine Soll-Empfehlung dafür aus.

Gut zu wissen: Wie fördern gesättigte Fettsäuren eine Hautentzündung?

In früheren Studien des Leipziger Forschungsteams konnte an Mäusen und in einer Zelllinie gezeigt werden, dass gesättigte Fettsäuren zusammen mit einem bestimmtem Protein (S100A9) Makrophagen zur Ausschüttung von Interleukin(IL)-1b stimulieren. IL-1b wiederum regt die Produktion des Moleküls S100A9 in Keratinocyten (spezielle Epidermiszellen) an. 

Des Weiteren hemmt S100A9 die Differenzierung entzündungshemmender M2-like Makrophagen, die dadurch ein entzündungsförderndes Aktivitätsprofil entwickeln. Dadurch wird wahrscheinlich die Entzündung der Haut begünstigt.

So verlief die Studie zu Psoriasis

An der jüngst veröffentlichten Open-Label-/Cross-Over-Untersuchung des Leipziger Forschungsteams nahmen 33 übergewichtige Patienten teil, die milde bis schwere Plaque Psoriasis systemisch oder topisch behandelten. Es wurden die Krankheitsschwere und Entzündungsmarker im Blut zu Studienbeginn, dreimal während der Ernährungsintervention und am Studienende erfasst.  

Die Erkrankten waren in zwei Gruppen aufgeteilt und erhielten entweder zuerst eine Ernährungsmodifikation für zwölf Wochen und dann keine Intervention mehr oder umgekehrt. Zu beachten ist, dass die Teilnehmenden ihre individuelle pharmakologische Therapie während der gesamten Studienzeit fortführten.

Ernährungsintervention während der Studie

Während der ersten Woche wurden alle Mahlzeiten mit einem anzurührenden Formula-Pulver ersetzt, das keine gesättigten Fettsäuren enthält. 

In der darauffolgenden Zeit wurde die Formula-Diät langsam ausgeschlichen und es wurden zuerst eine (in der zweiten Woche), dann zwei (in der dritten Woche) und schließlich drei (ab der vierten Woche) „richtige“ Mahlzeiten zubereitet. Diese Nahrungsmittelauswahl folgte der mediterranen Ernährungsweise, enthielt also viele Pflanzenöle, Fisch, Gemüse und Vollkornprodukte. 

Die Psoriasis-Patienten wurden über die mediterrane Ernährung und zusätzlich bezüglich einer Ernährungsweise informiert, die wenige gesättigte Fette enthält. Insbesondere auf geringe Mengen an Myristinsäure (bestehend aus einer Kette von 14 C-Atomen ohne Doppelbindungen, C14:0) und Stearinsäure (C18:0) sollte geachtet werden, da diese als besonders entzündungsfördernd gelten.

Die Gesamtmenge an freien Fettsäuren in der Ernährung blieb ungefähr unverändert, lediglich der Anteil gesättigter Fettsäuren wurde durch die angepasste mediterrane Ernährung gesenkt.

Symptomverbesserung unabhängig von Gewichtsabnahme

Wurden während der Ernährungsintervention wenige gesättigte Fettsäuren verzehrt, nahmen die entzündlichen Hautläsionen (bzw. die Krankheitsschwere) sowie bestimmte Zytokine und andere Entzündungsmediatoren signifikant ab – und das unabhängig von der Gewichtsabnahme.

„Eine Diät, die arm an gesättigten Fettsäuren ist, wird die Schuppenflechte alleine nicht heilen. Sie kann aber etablierte Therapien unterstützen und dazu beitragen, dass diese chronische Hauterkrankung für die Betroffenen erträglicher wird. Die aktuellen Ergebnisse sollen im nächsten Schritt an einer größeren Gruppe von Erkrankten geprüft werden.“

 A. Saalbach, Autorin der Studie

Von den 72 untersuchten Entzündungsparametern waren ungefähr ein Drittel vom Schweregrad der Psoriasis-Erkrankung, dem Body-Mass-Index oder den Triglyceriden im Blut abhängig.

Das Forschungsteam zieht daraus den Schluss, dass eine Reduktion von freien gesättigten Fettsäuren in der Ernährung wahrscheinlich wichtiger ist als die Gewichtsabnahme selbst, wenn es um die weitere Verbesserung einer pharmakologisch behandelten Psoriasis geht.

Welt-Psoriasis-Tag am 29. Oktober

Am 29. Oktober wird weltweit der Welt-Psoriasis-Tag begangen. In Deutschland sind federführend u. a. die Deutsche Dermatologische Gesellschaft, der Berufsverband der Deutschen Dermatologen, der Deutsche Psoriasis Bund und PsoNet.

Der Tag wird zum Anlass genommen, um über die Hauterkrankung Schuppenflechte zu informieren, Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und neue Erkenntnisse zu teilen. Auch Ursachen und Möglichkeiten der Selbstfürsorge werden Betroffenen und Interessierten vorgestellt. Die zentrale Veranstaltung findet dieses Jahr in München unter dem Motto „Psoriasis: Gute Versorgung für alle!“ statt. /mia