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Was ist eigentlich Shigellose?

Frau steht vor Toilette mit Klorolle in der Hand
Mit der Durchfall-Erkrankung Shigellose steckt man sich meist auf Reisen an. | Bild: ryanking999 / AdobeStock

Starke, blutig-schleimige Durchfälle mit Bauchkrämpfen und ausgeprägtem Krankheitsgefühl – das ist die klassische Symptomatik einer Shigellose, auch als Shigellen-Ruhr oder Bakterien-Ruhr bezeichnet. Doch in den meisten Fällen nimmt die Infektionskrankheit einen leichteren Verlauf, insbesondere bei in Deutschland auftretenden Erkrankungen.

Shigellose: häufiges Reisesouvenir

Hervorgerufen wird die Shigellose durch Shigellen. Das sind unbewegliche, gramnegative Bakterien, die eng verwandt sind mit Escherichia-coli-Bakterien. Shigellen kommen weltweit vor. Infektionen treten bevorzugt während der warmen Jahreszeit auf. 

Die hierzulande diagnostizierten Fälle gehen hauptsächlich auf die Erregertypen Shigella sonnei (Anteil ca. 70 Prozent) und Shigella flexneri (ca. 20 Prozent) zurück. Weitere Erregerspezies sind Shigella boydii sowie die gefährliche Form Shigella dysenteriae.

Auch wenn man sich hierzulande mit Shigellen infizieren kann, ist die Mehrzahl der bei uns diagnostizierten Shigellose-Fälle auf Infektionen außerhalb Deutschlands zurückzuführen. Reisende infizieren sich häufig in Ägypten, Marokko, Indien und Indonesien. 

Die Krankheit ist in Deutschland meldepflichtig. Jährlich registriert das Robert Koch-Institut einige hundert Fälle. In 2022 waren es 331. Allerdings sind die Shigellose-Fallzahlen rückläufig. So waren es im Jahr 2001 noch über 1.600 Meldungen.  

Wie bekommt man eine Shigellose?

Die Shigellose ist hoch ansteckend. Die Übertragung der Erreger geschieht entweder fäkal-oral durch Kontakt- oder Schmierinfektion von Mensch zu Mensch oder durch kontaminierte Lebensmittel, Wasser oder Gebrauchsgegenstände. Auch auf sexuellem Weg können Shigellen übertragen werden, insbesondere bei oro-analen Kontakten. 

Noch bis zu vier Wochen nach der akuten Krankheitsphase können Patienten die Erreger mit dem Stuhl ausscheiden und daher andere Menschen anstecken.  

Shigellen besiedeln den Dickdarm. Dort dringen sie in die Kolonepithelzellen ein und vermehren und verbreiten sich rasch. Alle Shigella-Arten besitzen außerdem ein Endotoxin, das zur Entzündung der Darmschleimhaut beiträgt.  

Symptome einer Shigellose

Nach einer Inkubationszeit von zwölf Stunden bis zu wenigen Tagen beginnt eine Shigellose meist plötzlich mit Fieber, Erbrechen, Kopfschmerzen, krampfartigen Bauchschmerzen und weichem oder wässrigem, eventuell blutigem Durchfall. In der Regel kommt die Erkrankung von selbst wieder zum Stillstand. Ältere oder immungeschwächte Personen erleiden jedoch häufig einen schwereren Verlauf.  

Einen grundsätzlich schwereren bis tödlichen Verlauf löst der Erregertyp Shigella dysenteriae aus. Er bildet zusätzlich ein Exotoxin (Shiga-Toxin) und verursacht schwere, lang anhaltende blutig-schleimige Durchfälle (Dysenterie), eventuell zusätzlich Krampfanfälle und Bewusstseinsstörungen, mitunter auch andere Organkomplikationen.  

Wie kann die Durchfall-Erkrankung behandelt werden?

Eine Shigella-Infektion wird labordiagnostisch nachgewiesen. Wegen der hohen Ansteckungsgefahr und um mögliche schwere Verläufe zu vermeiden, wird bei einer Shigellose häufig eine Antibiotikatherapie empfohlen. 

Zum Einsatz kommen vor allem Ciprofloxacin und Azithromycin. Bei Patienten, die einen guten Allgemeinzustand aufweisen, kann auch eine orale Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution ausreichen. Motilitätshemmer wie Loperamid sollten nicht eingesetzt werden, da sie die Krankheit verlängern können. 

Präventionsmaßnahmen: Hygiene steht an erster Stelle

Um sich vor einer Shigella-Infektion zu schützen, gilt es wichtige Hygieneregeln einzuhalten:

  • Wirksame Händehygiene mit Wasser und Seife, ergänzt durch Desinfektionsmittel.
  • Laufende Desinfektion aller Gegenstände und Flächen, die mit infektiösen Ausscheidungen des Kranken in Berührung gekommen sein könnten.
  • Handtücher, Kleidung und Bettwäsche bei mindestens 60 Grad Celsius waschen; nicht hitzebeständige Wäsche zwölf Stunden in Desinfektionslösung einlegen und anschließend waschen.
  • Bis eine Woche nach der akuten Phase auf Sex verzichten; in den Folgewochen bei sexuellen Kontakten Schutzmaßnahmen ergreifen.
  • Bei Reisen altbekannte Regel „Cook it, boil it, peel it or forget it“ einhalten; außerdem nur zu heißen oder originalverschlossenen Getränken greifen. Quellen: Robert Koch-Institut (RKI); MSD  

Shigellose in Kürze:

  • Hoch ansteckende Durchfallerkrankung, ausgelöst durch Bakterien der Gattung Shigella
  • Erreger weltweit vorkommend, vor allem in warmen Ländern mit niedrigen Hygienestandards; häufig als Fernreisekrankheit auftretend
  • Infektion fäkal-oral durch Körperkontakt, kontaminierte Lebensmittel/Getränke oder Gegenstände
  • Wässrige oder blutig-schleimige Durchfälle, Fieber, Bauchkrämpfe; je nach Erregertyp und Allgemeinzustand des Patienten unterschiedlich schwerer, manchmal tödlicher Verlauf
  • Therapie antibiotisch; bei leichtem Verlauf symptomatische Behandlung ausreichend
  • Prävention durch strikte Hygienemaßnahmen