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Hilft Umckaloabo gegen SARS-CoV-2?

Umckaloabo Tropfen auf Tisch
Wirkt Pelargoniumextrakt antiviral gegen SARS-CoV-2? | Bild: Atstock Productions / AdobeStock, Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG

Dr. Willmar Schwabe, der Zulassungsinhaber von Umckaloabo®, zeigte eigenen Angaben zufolge bereits in einer früheren Untersuchung die „antiviralen und immunmodulatorischen Eigenschaften“ seines Pelargonium-haltigen Arzneimittels – allerdings in vitro, in einem Zellversuch an menschlichen Lungenzellen. 

Nun gibt es neue Daten, dieses Mal aus In-vivo-Versuchen mit SARS-CoV-2 infizierten Hamstern. Die von Schwabe finanzierte Studie wurde jüngst im Fachjournal „Frontiers in Pharmacology“ veröffentlicht. 

Umckaloabo® reduziert Viruslast

Schwabe berichtet, dass Umckaloabo® (EPs® 7630) die Viruslast bereits in einer frühen Phase der Infektion reduziere. Eine Gruppe von Hamstern hatte prophylaktisch und 24 Stunden vor Infektion zweimal täglich 50 mg EPs® 7630 pro Kilogramm Körpergewicht erhalten (oral, Tag –1 bis Tag 6). 

Die anderen Hamster erhielten simultan eine nasale Einmaldosis EPs® 7630 zusammen mit den infizierenden SARS-CoV-2-Viren und zusätzlich zweimal täglich 50 mg EPs® 7630 pro Kilogramm Körpergewicht (oral, Tag 1 bis Tag 6). Eine dritte Kontrollgruppe wurde lediglich infiziert und erhielt keinen Pelargoniumextrakt.

Verzögerte Virusvermehrung mit Umckaloabo®

Die Wissenschaftler entnahmen Abstriche: In den oberen Atemwegen konnten sie keine signifikante antivirale Wirkung erkennen. In den unteren Atemwegen stellten sie zwei Tage nach Infektion eine statistisch signifikante Verringerung der Plaque-bildenden Einheiten (Anzahl infektiöser Virionen) fest – ausgeprägter bei den Hamstern, die nasal und oral behandelt wurden. 

Diese Verringerung war jedoch vier Tage nach Infektion nicht mehr erkennbar. „Insgesamt deuten die Daten darauf hin, dass EPs® 7630 das Einsetzen der Virusreplikation in den unteren Atemwegen verzögert“, schreiben die Studienautoren dazu.

Betrachtete man das Lungengewebe, so verzögerte EPs® 7630 bei den Hamstern das Auftreten einer Bronchitis: Die unbehandelten Tiere hatten zwei Tage nach Infektion den Hochpunkt ihrer Bronchitis erreicht. Ähnliche Hochpunkte erreichten auch die mit Umckaloabo® behandelten Hamster – lediglich später, und zwar vier Tage nach Infektion.

Auch die Schwere der Pneumonie (Lungenentzündung) war bei den Hamstern sieben Tage nach Infektion vergleichbar: An Tag vier waren die mit EPs® 7630 behandelten Hamster noch weniger stark erkrankt gewesen. Die Studienautoren resümieren, dass EPs® 7630 das COVID-19-Krankheitsgeschehen verzögere, was im Einklang mit der immunmodulierenden Aktivität des Extraktes zu Beginn der Erkrankung stehe.

Pelargoniumextrakt wirkt antiviral gegen Omikron

In menschlichen Atemwegszellgeweben konnten die Studienautoren zudem unterschiedliche antivirale Aktivitäten je nach SARS-CoV-2-Variante feststellen: Gegen SARS-CoV-2 B.1 wirkte der Pflanzenextrakt nicht antiviral, hingegen konnten die Studienautoren antivirale Wirkungen gegen Omikron und – weniger ausgeprägt – gegen Delta beobachten. 

Grund könne sein, dass Omikron hauptsächlich über rezeptorvermittelte Endozytose in die menschliche Zelle gelange, während die SARS-CoV-2-Subtypen B.1 und Delta vorwiegend die TMPRSS2 (transmembrane Serinprotease 2)-vermittelte Fusion mit der Plasmamembran nutzen, erklärt Schwabe. 

Zwei Bestandteile des Pelargoniumextraktes, nämlich (‑)‑Epigallocatechin und Taxifolin, hätten antivirale Wirkungen auf die SARS-CoV-2-Vermehrung und den Zelleintritt gezeigt.

Derzeit keine Empfehlung für Umckaloabo gegen COVID-19

Noch ist es jedoch zu früh, eine Empfehlung für Umckaloabo® speziell gegen COVID-19 auszusprechen, weitere Studien müssten zunächst die genauen Zielstrukturen von EPs® 7630 und die Signalwege, die beeinflusst würden, klären. 

Zudem fehlen klinische Daten: Die bisherigen Untersuchungen fallen in die Kategorie „Präklinik“ und zeigten gewisse positive Effekte des Pelargoniumextraktes lediglich an isolierten menschlichen Zellen und am Hamster, jedoch nicht im Menschen selbst.

Berücksichtigt werden sollte außerdem, dass in den Tierversuchen die Hamster Umckaloabo® entweder prophylaktisch erhalten hatten oder just ab dem Zeitpunkt der Infektion – dass man sich mit SARS-CoV-2 infiziert hat, merkt man jedoch erst mit den ersten Symptomen, nicht bereits beim infiziert werden. Ob und wie effektiv der Pflanzenextrakt sodann noch wirkt, müssten ebenfalls weitere Studien zeigen.