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PCOS bei Schwangeren: Babys sind kleiner und leichter

PCOS – das Polyzystische Ovarialsyndrom – ist eine häufige endokrine Störung, verbunden mit Fruchtbarkeitsproblemen, Schwangerschaftskomplikationen, Akne, Ausprägung männlicher Körpermerkmale (Virilisierung) und Stoffwechselproblemen. Durch Letzteres leiden betroffene Frauen häufiger an Übergewicht und Prädiabetes bzw. Typ-2-Diabetes.
Die Vermutung liegt nahe, dass sich diese metabolischen Probleme in einer Schwangerschaft auf das ungeborene Kind übertragen und dass dadurch größere und schwerere Babys geboren werden.
Eine StudieJAMA Network Open: "Growth Restriction in the Offspring of Mothers With Polycystic Ovary Syndrome", Stand: 08/2024 aus Norwegen zeigt nun Gegenteiliges: PCOS bei der Mutter ist mit einem geringeren Geburtsgewicht des Kindes assoziiert – bei übergewichtigen PCOS-Patientinnen ist dieser Effekt sogar noch verstärkt.
Kohortenstudie aus Norwegen untersucht Mütter mit PCOS
Eine Kohortenstudie der norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie in Trondheim unter Leitung von Dr. Maren Talmo verband die Ergebnisse von drei klinische Studien unter Einbeziehung norwegischer Gesundheitsdaten mit dem Ziel, den Zusammenhang zwischen PCOS bei Müttern und den Wachstumsparametern der Neugeborenen (Geburtsgewicht, -länge, Kopfumfang) zu untersuchen.
Dabei standen 390 Frauen mit bestätigter PCOS-Diagnose 68.708 Frauen ohne PCOS als Referenzgruppe gegenüber. Die Mütter mit PCOS waren jünger und kleiner, hatten allerdings ein höheres Gewicht – betrachtet wurde dafür der BMI.
Neben den primären Outcomes, wie z. B. dem Geburtsgewicht der Kinder, wurden auch der Ponderal-Index (ähnlich dem BMI, Maßzahl für Körperbeurteilung), das Plazentagewicht und das Verhältnis Geburtsgewicht zu Plazentagewicht (BWPW), der PCOS-Phänotyp (hyperandrogen vs. normoandrogen), das Vorliegen eines Gestationsdiabetes (GD) und eben der BMI in die Analyse einbezogen.
Babys von PCOS-Frauen kommen kleiner und leichter zur Welt
Das Ergebnis der Studie: Neugeborene von PCOS-Müttern hatten im Vergleich zur Referenzpopulation ein niedrigeres Geburtsgewicht (z-Score: −0.26 bis −0.39), eine geringere Körperlänge bei der Geburt (z-Score: −0.19 bis −0.29) und einen kleineren Kopfumfang (z-Score: −0.13 bis −0.25).
Gut zu wissen: Was bedeutet z-Score?
Der z-Score ist ein statistisches Maß, das auch als Standardwert bezeichnet wird und die Anzahl der Standardabweichungen eines Datenpunkts vom Mittelwert in einem Datensatz angibt. Der Wert misst also, wie weit ein Datenpunkt vom Mittelwert entfernt ist.
Der z-Score wird verwendet, um Daten zu standardisieren und Datensätze untereinander vergleichbar zu machen, denn ein Datenpunkt selbst ist häufig nicht aussagekräftig genug.
Die Babys waren auch im Bevölkerungsdurchschnitt eher klein – es waren mehr SGA-Babys (Small for Gestational Age) in der PCOS-Gruppe. Außerdem war das Plazentagewicht signifikant niedriger – die Plazenta schien aber effizienter zu sein, sozusagen als Kompensationsmechanismus (BWPW-Wert erhöht).
Bei den Ergebnissen spielte der PCOS-Phänotyp (hyperandrogen oder normoandrogen) und auch der Zuckerstoffwechsel (Gestationsdiabetes) scheinbar keine Rolle – es konnte kein signifikanter Unterschied gefunden werden. Wohl aber war die Assoziation zwischen PCOS und Wachstumsretentionen des Babys bei Müttern mit zusätzlichem Übergewicht sogar stärker.
Der wachstumshemmende Einfluss unter PCOS scheint daher stärker zu sein als die anabolische Auswirkung des höheren mütterlichen Körpergewichts auf das Kind.
Spätfolgen des Kindes durch PCOS bei der Mutter sind möglich
Die Wachstumsverzögerung der Kinder ist somit bei Müttern mit PCOS signifikant erhöht, besonders bei mütterlichem Übergewicht. Allerdings waren auch die Kinder von normalgewichtigen PCOS-Patientinnen kleiner und leichter, der Effekt ist also nicht allein durch den erhöhten BMI ausgelöst, sondern scheint multifaktoriell durch das komplexe PCO-Syndrom zu entstehen.
Der höhere BWPW-Wert deutet auf eine gestresste, aber effizient arbeitende Plazenta hin, was allerdings die Wachstumsverzögerung nicht auszugleichen scheint.
Nicht nur kommen die Kinder kleiner zur Welt – auch das Risiko für Spätfolgen beim Kind, z. B. für Stoffwechselstörungen, könnte erhöht sein.
Weitere Forschung notwendig
Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit für weitere Forschung, nicht nur für betroffene Patientinnen, sondern eben auch für deren Kinder. Denn: PCOS ist häufig – bis zu 13 % der Frauen im gebärfähigen Alter sind betroffen.
Die Autoren sprechen sich für mehr Aufklärung und eine angepasste klinische Ausbildung zum Thema PCOS aus. Quellen:
- https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Geringeres-Geburtsgewicht-bei-Schwangeren-mit-PCOS-452261.html?utm_term=2024-08-27&utm_source=2024-08-27-AEZ_NL_DAS-WAR-DER-TAG&utm_medium=email&tid=TIDP3175395XEFB12B99041840B7A6ED5A242809524BYI4&utm_campaign=AEZ_NL_DAS-WAR-DER-TAG&utm_content=Lauterbach+vollzieht+Kehrtwende+beim+„Gesundes-Herz-Gesetz“
- https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2822864?guestAccessKey=c5faf4a6-f3fa-4a56-9260-065ac518bb90&utm_source=for_the_media&utm_medium=referral&utm_campaign=ftm_links&utm_content=tfl&utm_term=082724