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Was ist eigentlich das Nipah-Virus?

Ast, an dem Flughunde hängen
Flughunde gelten als natürlicher Wirt für das Nipah-Virus. | Bild: IMAGO / Avalon.red

Von Herbst 1998 bis Frühling 1999 gab es in Malaysia eine Epidemie mit schwer verlaufenden, fiebrigen Gehirnentzündungen (Enzephalitis). Die Erkrankung, die 48 Prozent der Betroffenen das Leben kostete, betraf vor allem Männer, die in Schlachthäusern arbeiteten.  

Gleichzeitig traten in Malaysia bei Schweinen gehäuft milde fiebrige Atemwegsinfektionen mit ungeklärtem Erreger auf, der später als identisch mit dem Enzephalitis-Erreger der betroffenen Menschen identifiziert wurde.  

Durch die Keulung des halben malaysischen Schweinebestandes und eine veterinärmedizinische Überwachung konnte der Ausbruch eingedämmt werden. In den folgenden Jahren wurden jedoch wiederholt kleinere Ausbrüche dokumentiert, beispielsweise 2001 und 2003 in Bangladesch und zuletzt 2018, 2023 und 2024 in Südindien.

Gut zu wissen: Woher stammt der Name Nipah-Virus?

Das Virus erhielt seinen Namen „Henipavirus nipahense“ von dem kleinen Küstenort Kampung Teluk Nipah, in dem die Epidemie von 1998/99 besonders hohe Infektionszahlen erreichte und das Virus aus einem einheimischen Patienten isoliert wurde.

Wie wird das Nipah-Virus übertragen?

Man geht davon aus, dass die natürlichen Wirte des Nipah-Virus Flughunde sind. Wahrscheinlich erfolgt die Übertragung durch angefressene Früchte, also den Speichel der Flughunde, sowie durch deren Kot.

Von den Flughunden direkt oder von durch sie infizierten Säugetieren, vor allem Nutztieren, geht das Virus auf den Menschen über und kann in der Folge auch von Mensch zu Mensch übertragen werden.  

Die Übertragung verläuft meist über den direkten Kontakt zu Körperflüssigkeiten oder Ausscheidungen infizierter Tiere und Menschen. Eine Infektion über den Konsum kontaminierter Lebensmittel ist ebenso möglich.

Wie verläuft eine Infektion mit dem Nipah-Virus?

Während Schweine keine Symptome oder nur eine milde fiebrige Atemwegsinfektion zeigen, gibt es beim Menschen verschiedenste Ausprägungen. Die Ansteckung kann entweder asymptomatisch verlaufen oder sich nach einer Inkubationszeit von vier bis 14 Tagen als akute Infektion äußern.

In letzterem Fall sind folgende Symptome möglich:

  • Fieber
  • Kopf- oder Muskelschmerzen
  • Übelkeit
  • erhöhter Puls
  • Husten
  • Halsschmerzen

In 30 bis 40 Prozent der Fälle entwickelt sich nach den genannten Symptomen eine akute Gehirnentzündung, mit der gelegentlich eine atypische Lungenentzündung einhergeht.  

Typische Symptome dabei sind Schwindel, Schläfrigkeit, Bewusstseinsstörungen, neurologische Auffälligkeiten und epileptische Anfälle. Manche Patienten fallen innerhalb von 24 bis 48 Stunden ins Koma.  

Man schätzt, dass eine Infektion mit dem Nipah-Virus in 40 bis 75 Prozent der Fälle tödlich verläuft, wobei die Überlebenschancen stark von der Krankenhausversorgung vor Ort abhängen. So konnte die Gabe des Virostatikums Ribavirin die Letalität bei vergangenen Ausbrüchen um 36 Prozent senken.

Bei rund einem Fünftel der Patienten bleiben neurologische Schäden wie Epilepsie oder Persönlichkeitsveränderungen zurück. Und bei ungefähr 7,5 Prozent tritt nach durchschnittlich 8,4 Monaten eine erneute Gehirnentzündung auf.

Kann man sich vor dem Nipah-Virus schützen?

Aktuell gibt es keinen Impfstoff für Menschen. Für Schweine wurde dagegen bereits ein Impfstoff entwickelt, er ist jedoch noch nicht zugelassen und wird noch nicht produziert.  

Eine Entdeckung aus Bangladesch führte zur Warnung vor dem Verzehr rohen Dattelpalmensafts: Der Saft wird durch Ritzung von Palmen gewonnen und in aufgehängten Gefäßen gesammelt. 2008 zeigten Kameras, dass Fledermäuse beim Auflecken des Safts Speichel und Urin in den Gefäßen hinterließen.

Ganz allgemein ist das Essen von Früchten, an denen Bissspuren von Tieren zu sehen sind, tabu. Darüber hinaus sollten Reisende in Regionen, in denen die Erkrankung aufgetreten ist, Abstand von Schweineställen und Schlachthöfen halten.  

Insgesamt ist das Risiko einer Infektion mit dem Nipah-Viraus für Reisende äußerst gering. Trotzdem ist es laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Erreger, der eine weltweite Epidemie auslösen könnte. Quellen:
- DocCheck Flexikon
- Wikipedia
- Focus online
- Südwest Presse
 

Das Nipah-Virus in Kürze

  • Entdeckung: 1999, nach erster Epidemie (in Malaysia)
  • Infektionsweg: Übertragung auf den Menschen entweder direkt von Flughunden oder über andere Tiere
  • Symptome: Verlauf entweder asymptomatisch oder mit Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Übelkeit, erhöhtem Puls, Husten oder Halsschmerzen; im Falle einer Enzephalitis mit Schwindel, Schläfrigkeit, Bewusstseinsstörungen, neurologischen Auffälligkeiten und epileptischen Anfällen bis hin zum Koma
  • Letalität: 40 bis 75 Prozent
  • Behandlung: mit Virostatikum, z. B. Ribavirin
  • Prävention: keine rohen Pflanzensäfte und angebissenen Früchte verzehren, in früheren Epidemiegebieten Schweinezuchten und Schlachthöfe meiden