COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
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Erster Ganzvirus-Impfstoff gegen COVID-19 wird geprüft

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Mit VLA2001 könnte bald ein weiterer Impfstoff-Ansatz gegen SARS-CoV-2 zur Verfügung stehen. In Großbritannien wurde die Zulassung bereits beantragt. | Bild: Atlas / AdobeStock

Die bislang in der EU und Großbritannien zugelassenen COVID-19-Impfstoffe setzen auf die mRNA- (Pfizer/Biontech und Moderna) oder Vektortechnologie (AstraZeneca und Janssen/Johnson & Johnson). Nun prüft die britische Arzneimittelbehörde MHRA (Medicines and Healthcare products Regulatory Agency) einen weiteren Corona-Impfstoffkandidaten mit einem anderen Ansatz: VLA2001 von Valneva. Bei VLA2001 handelt es sich um einen Ganzvirus-Impfstoff – das bedeutet: VLA enthält das ganze SARS-CoV-2-Virus und nicht nur ein bestimmtes Antigen (das Spikeprotein), wie in Novavax, oder die genetische Information für das Antigen, wie bei mRNA- und Vektorimpfstoffen.

Chemisch inaktiviertes SARS-CoV-2

Damit SARS-CoV-2 jedoch als Ganzvirusimpfstoff genutzt werden kann, darf das Virus nicht mehr infektiös sein und keine COVID-19-Erkrankung mehr auslösen, weswegen SARS-CoV-2 chemisch inaktiviert wird. Das Virus verliert dadurch seine Vermehrungsfähigkeit (Replikationsfähigkeit). Trotz Inaktivierung bleibt jedoch die wichtige antigene Struktur des Spikeproteins erhalten.

Doppelte Adjuvantierung

Um die Immunantwort auf eine Impfung mit VLA2001 zu verbessern, enthält die Vakzine zwei Wirkverstärker (Adjuvanzien): Alaun und CpG 1018. Valneva entschied sich für die doppelte Adjuvantierung, da sich in präklinischen Untersuchungen durch die Kombination von Alaun und CpG 1018 höhere Antikörperspiegel stimulieren ließen als mit reinen Alaun-Formulierungen. Ein weiterer Vorteil der Adjuvans-Kombination ist laut Valneva, dass sich die Immunantwort in Richtung der T-Helferzellen Th1 (T-Zellen, die für den Schutz vor Viren wichtig sind) verschiebt. Dies klingt nach einem gewünschten Effekt, will man eine Virusinfektion wie mit SARS-CoV-2 abwehren.

CpG 2018 ist ein bereits bekanntes Adjuvans, wenngleich es derzeit auch nicht sehr häufig eingesetzt wird. Enthalten ist es im von der FDA und EMA zugelassenen Hepatitis-B-Impfstoff Heplisay-B. Laut Robert Koch-Institut (RKI) ließ sich durch die Wirkverstärkung mit CpG 2018 auch bei Diabetikern und Dialysepatienten eine stärkere Immunantwort auf die Hepatitis-B-Impfung auslösen und zudem die Anzahl der erforderlichen Impfdosen für einen Schutz von drei auf zwei Dosen verringern.

Viele Antigene

Dadurch dass VLA2001 das ganze SARS-CoV-2-Virus enthält, bringt der Impfstoff eine Vielzahl von Antigenen mit, die das Immunsystem anregen können. Allerdings fehlt dem Impfstoff – durch Inaktivierung – auch die Fähigkeit, zytotoxische T-Zellen (Killerzellen, CD8+-T-Zellen) zu aktivieren, die Infektionserreger schnell abtöten können und für die primäre Abwehr von Viren und anderen Krankheitserregern bedeutsam sind. Doch stimuliert der Impfstoff die Bildung von Antikörpern und einer anderen Gruppe von T-Zellen (CD4+-T-Zellen), die ebenfalls für eine Immunantwort wichtig sind.

Zulassung noch in diesem Jahr möglich

Derzeit prüft Valneva seinen Impfstoffkandidaten in einer Phase-3-Studie, die seit April 2021 läuft. In Cov-Compare erhalten die Studienteilnehmer entweder VLA2001 oder den AstraZeneca-Impfstoff VaxzevriaTM, und zwar jeweils zwei Dosen im Abstand von 28 Tagen. Mit Ergebnissen rechnet das Unternehmen noch dieses Jahr. Sollten diese positiv ausfallen, könnte VLA2001 auch 2021 noch zugelassen werden. Durch das nun gestartete Rolling-Review-Verfahren bei der MHRA beschleunigt sich der Zulassungsprozess, denn die Behörde erhält alle erforderlichen Zulassungsdaten just, wenn sie verfügbar sind, und kann sie somit laufend begutachten. Liegen sodann die finalen Studienergebnisse vor, ist ein gutes Stück Zulassungsarbeit bereits erledigt.

Kühlschranklagerung genügt

Auch bei den Lagerbedingungen scheint VLA2001 nicht sehr anspruchsvoll zu sein: Die Vakzine soll bei Standardkühlschranktemperaturen (2 bis 8 Grad Celsius) lager- und transportfähig sein.

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