Impfungen
Wissen Sie, wo Ihr Impfausweis liegt? Viele von Ihren Patienten müssen über diese Frage wahrscheinlich länger nachdenken. Denn wenn nichts Besonderes passiert, sind Impfungen oft kein Thema mehr. Aber auch Erwachsenen wird empfohlen, ihren Impfschutz regelmäßig prüfen zu lassen. Welche Standard-Impfungen die Ständige Impfkommission (STIKO) für welches Alter empfiehlt, vor welchen Krankheiten diese schützen und was Sie sonst noch darüber wissen sollten, erfahren Sie in unserer Serie „Impfungen im Kurzportrait“.
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FSME-Impfung: Wer braucht sie und wann?

Impfpass, Zeckenzange, Spritze und eine Zecke in einem Plastikröhrchen
Zecken sind weit verbreitet und Hauptüberträger des FSME-Virus. | Bild: Astrid Gast / AdobeStock

Zecken sind immer früher im Jahr aktiv und mittlerweile auch in immer mehr Regionen Deutschlands zu finden. Damit steigt auch das Risiko für eine FSME-Ansteckung. Experten raten daher dringend zu einer Impfung, wenn man sich in einem der Risikogebiete aufhält.

Was ist FSME eigentlich?

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, ist eine durch Zecken übertragene Virusinfektion. Hauptüberträger des FSME-Virus ist hierzulande der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Durch den Stich dieser Zecke gelangt der Erreger in den menschlichen Blutkreislauf.  

Nicht in jedem Fall resultiert daraus eine FSME-Erkrankung. Circa 70 bis 95 Prozent der Infektionen verlaufen asymptomatisch oder mild.

Gut zu wissen: FSME-Risikogebiete in Deutschland

Jedes Jahr veröffentlicht das Robert Koch-Institut (RKI) eine aktualisierte Karte der FSME-Risikogebiete in Deutschland. Datengrundlage sind die an das RKI übermittelten FSME-Erkrankungsfälle. 

Als Risikogebiete werden Endemiegebiete der FSME deklariert, in denen ein Erkrankungsrisiko für Personen mit Zeckenexposition besteht, welches präventive Maßnahmen begründet.

Zu den Risikogebieten zählen fast vollständig die beiden Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg sowie mehrere Landkreise im südlichen Hessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und im südöstlichen Brandenburg. 

Darüber hinaus sind einzelne Kreise in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und im Saarland betroffen.

Die aktuelle Übersicht finden Sie auf der Webseite des RKI.

Gefürchtete neurologische Symptomatik

Nach einer Inkubationszeit von meist sieben bis 14 Tagen treten bei einer FSME-Erkrankung grippeähnliche Symptome auf. Nach deren Abklingen kann die Infektion überstanden sein. 

Bei etwa zehn Prozent der Infizierten kommt es jedoch im Anschluss zu neurologischen Ausprägungen: Es entwickelt sich eine Hirnhaut- oder Gehirnentzündung (Meningoenzephalitis) mit hohem Fieber, starken Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Bewusstseinsstörungen. 

Die Symptome können monatelang anhalten. An dieser schweren Krankheitsform leiden überwiegend Erwachsene. Etwa ein Prozent der Fälle endet tödlich.

Gut zu wissen: FSME nicht nur im Frühsommer

Der Name „Frühsommer“-Meningoenzephalitis ist etwas irreführend. Die Erkrankung ist nämlich nicht saisonal gebunden. Zwar sind die virustragenden Zecken im Frühjahr und Sommer besonders aktiv, in den letzten Jahren gab es aber auch im Herbst und Spätsommer noch hohe Fallzahlen von FSME

Und da die Temperaturen zunehmend im Winter (zu) mild sind, kann es auch dann noch zu Zeckenstichen kommen. Bei Temperaturen von mindestens acht Grad Celsius und etwas Feuchtigkeit werden die Spinnentierchen aktiv und gehen auf Wirtssuche.

Wie kann man einer FSME-Erkrankung vorbeugen?

In der Beratung kann man immer wieder an die üblichen Maßnahmen zur Vermeidung von Zeckenstichen aufmerksam machen:  

  • Auftragen eines Repellents,  
  • möglichst helle Kleidung mit langen Ärmeln und Hosenbeinen tragen,  
  • Körper nach dem Aufenthalt im Freien nach Zecken absuchen und
  • bei Zeckenbefall die Zecke umgehend und möglichst vollständig entfernen.  

Die beste FSME-Infektionsprophylaxe stellt jedoch die Impfung dar. Sie hat eine fast 100-prozentige Wirkung. Dennoch sind nur etwa 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland geimpft (in Österreich mehr als 80 Prozent).

FSME: Welche Impfstoffe gibt es?

In Deutschland sind zwei Impfstoffe gegen FSME zugelassen. Es gibt sie je in einer Version für Erwachsene und Kinder: Encepur® beziehungsweise Encepur® Kinder von Bavarian Nordic und FSME-Immun beziehungsweise FSME-Immun Junior von Pfizer.

Das RKI betrachtet beide Impfstoffe als gleichwertig und sogar austauschbar. So könne bei Lieferengpässen auch innerhalb einer Impfserie zwischen Encepur® und FSME-Immun gewechselt werden, „ohne Einbuße der Wirksamkeit“. Grundsätzlich empfehle es sich aber, bei der Grundimmunisierung bei einem FSME-Impfstoff zu bleiben.  

Gut zu wissen: Wem empfiehlt die STIKO eine FSME-Impfung?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine FSME-Impfung: 

  • Personen, die in FSME-Risikogebieten Zecken-exponiert sind
  • Personen, die beruflich durch FSME gefährdet sind (z. B. Forstarbeiter)
  • Zecken-Exposition in Risikogebieten außerhalb Deutschlands

Impfschemata: Wie werden die FSME-Impfstoffe verabreicht?

In der Regel sind drei Impfungen notwendig, um den vollen Impfschutz zu erreichen. Der Impfschutz hält dann mindestens drei Jahre. Für beide Impfstoffe gibt es auch sogenannte Schnellimpfschemata.  

Encepur® kann zum Beispiel in einem beschleunigt-konventionellen oder schnellen Impfschema verabreicht werden. Beim beschleunigt-konventionellen Impfschema liegen zwischen der ersten und zweiten Dosis nur 14 Tage, die dritte Dosis erfolgt neun bis zwölf Monate danach.  

Beim schnellen Impfschema folgt die zweite Impfung bereits sieben Tage nach der ersten und die dritte Dosis 21 Tage nach der ersten Dosis, sodass nach drei Wochen die vollständige Grundimmunisierung besteht.

Die drei FSME-Impfschemata mit Encepur® in der Übersicht:

Encepur®Konventionelles ImpfschemaBeschleunigt-konventionelles ImpfschemaSchnelles Impfschema
1. ImpfdosisTag 0 
2. Impfdosis1–3 Monate später14 Tage später7 Tage später
3. Impfdosis9–12 Monate nach der zweiten Dosis21 Tage nach der ersten Dosis
1. Auffrischimpfung3 Jahre später12–18 Monate später
Weitere Auffrischimpfungen

Alle 5 Jahre bis 50 Jahre (< 50 Jahre)

Alle 3 Jahre ab 50 Jahre (≥ 50 Jahre)

Bei FSME-Immun wird im schnellen Impfschema die zweite Dosis 14 Tage nach der ersten verabreicht. Die dritte Dosis erfolgt dann fünf bis zwölf Monate nach der zweiten Impfung.

Übersicht Impfschemata mit FSME-Immun:

FSME-ImmunKonventionelles ImpfschemaSchnelles Impfschema
1. ImpfdosisTag 0
2. Impfdosis1–3 Monate später14 Tage später
3. Impfdosis5–12 Monate nach der zweiten Dosis
1. Auffrischimpfung3 Jahre später
Weitere Auffrischimpfungen

Alle 5 Jahre bis 60 Jahre (< 60 Jahre)

Alle 3 Jahre ab 60 Jahre (≥ 60 Jahre)

Laut Daten von Encepur®-Hersteller Bavarian Nordic haben nach dem schnellen Impfschema 97 von 100 Geimpften drei Wochen nach der dritten Dosis eine ausreichende Immunität gebildet. Bei den konventionellen Impfschemata waren es 100 von 100. 

Das schnelle Impfschema eignet sich daher zum Beispiel, wenn kurzfristig in FSME-Risikogebiete gereist werden muss.

FSME-Impfung auch eine Reise-Impfung

An die Impfung sollte man also auch zur Urlaubszeit denken. So besteht in vielen Regionen Mittel- und Osteuropas FSME-Infektionsgefahr, zum Beispiel im Ferienland Österreich. 

Die FSME-Impfung schützt übrigens auch vor einer seltenen Art der FSME-Ansteckung: jener durch den Genuss von infizierter Rohmilch und Rohmilchprodukten. Quelle: RKI 

Europäische Impfwoche 2025

Jedes Jahr in der letzten Aprilwoche begeht die Europäische Region der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Europäische Impfwoche. Damit soll auf die Bedeutung von Impfmaßnahmen für die Prävention von Krankheiten und den Schutz von Menschenleben aufmerksam gemacht werden.

Dieses Jahr wird mit dem Motto: „Impfungen für alle sind menschlich möglich“ auf die Notwendigkeit der gleichmäßigen Durchimpfung hingewiesen.

Auf PTAheute.de möchten wir diese Aktion mit ausgewählten Beiträgen unterstützen. Sie erhalten Informationen zu den Impfungen gegen FSME, Tetanus, Dengue-Fieber und Tollwut. Außerdem erklären wir, was mRNA-Impfstoffe und was Lebendimpfstoffe sind, und geben Hinweise, worauf bei Impfungen in der Apotheke zu achten ist.

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