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Jeder Dritte leidet an Rückenschmerzen 

Frau hält Hände an schmerzenden Unterrücken
Zunehmend mehr Menschen leiden an Rückenschmerzen. | Bild: Microgen / AdobeStock 

Schmerzen im unteren Rücken sind einer Analyse zufolge die weltweit häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit. Demnach litten 2020 619 Millionen Menschen auf der ganzen Welt unter diesen Beschwerden. Risikofaktoren dafür seien die Ergonomie des Arbeitsplatzes, Übergewicht und Rauchen, schreibt ein internationales Forschungsteam in der Fachzeitschrift „The Lancet Rheumatology“.

Schon 2018 hatten Wissenschaftler in „The Lancet“ berichtet, dass mehr als eine halbe Milliarde Menschen rund um den Globus an Schmerzen im unteren Rücken leiden. Das passt zu Daten aus Deutschland: So zeigte eine Stichprobe des Robert Koch-Instituts 2021, dass mehr als zwei Drittel der Befragten von Rückenschmerzen betroffen waren, die weitaus meisten von ihnen nannten Schmerzen im unteren Wirbelsäulenbereich.

Ein Drittel mit Rückenschmerzen in ärztlicher Behandlung

Der aktuelle Gesundheitsatlas des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt, dass 2021 fast ein Drittel der Bevölkerung (31,4 Prozent) wegen Rückenschmerzen in ärztlicher Behandlung war. 

Den Daten ist außerdem zu entnehmen, dass vor allem Menschen in ländlichen Regionen – hierunter besonders der Nordosten Bayerns sowie einige Regionen in Thüringen und Sachsen-Anhalt – betroffen waren.

Frauen häufiger von Rückenschmerzen betroffen

Unabhängig von Regionen waren laut der Analyse in der Fachzeitschrift „The Lancet Rheumatology“ in allen Altersgruppen mehr Frauen als Männer betroffen, wobei die Unterschiede zwischen den Geschlechtern ab dem Alter von 75 Jahren deutlicher ausfielen. Insgesamt traten die Rückenschmerzen am häufigsten bei Menschen im Alter von 85 Jahren auf.

Der Gesundheitsatlas der AOK enthält ähnliche Angaben. Ärztlich dokumentierte Rückenschmerzen seien bereits bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen vorhanden, würden jedoch mit steigendem Alter zunehmen. Bei Frauen über 65 Jahre sei jede Zweite betroffen, bei Männern würde dieser Wert erst ab einem Alter von 80 Jahren erreicht werden. 

Aber auch in jüngeren Altersgruppen zeigen sich laut Gesundheitsatlas Geschlechterunterschiede. Im Alter zwischen 30 und 35 Jahren leiden bereits 27 Prozent der Frauen und 22 Prozent der Männer an Rückenschmerzen.

Drei Risikofaktoren für Schmerzen im unteren Rücken

Forschende haben festgestellt, dass zwei Fünftel der Fälle von Rückenschmerzen auf drei Risikofaktoren zurückzuführen sind. Dazu zählen ergonomische Faktoren am Arbeitsplatz – etwa häufiges Heben schwerer Lasten, langes Stehen oder ungünstige Sitzpositionen – sowie Rauchen und Übergewicht.

Dies spiegelt sich auch in den Zahlen des Gesundheitsatlas wider:  In Regionen mit einem höheren Anteil adipöser Personen sind auch mehr Menschen von Rückenschmerzen betroffen. So liegt die Prävalenz von ärztlich dokumentierten Rückenschmerzen in Regionen mit hohem Adipositas-Anteil bei 35,9 Prozent, in Regionen mit niedrigem Adipositas-Anteil dagegen nur bei 28,2 Prozent.

Tatsächlich belegen Studien auch einen Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und chronischen Rückenschmerzen. Vermutet wird, dass die Blutgefäß-verengende Wirkung von Nikotin Arteriosklerose und damit eine schlechtere Versorgung von Knochen, Bandscheiben und Rückenmuskulatur begünstigt.

Rückenschmerzen erzeugen große Belastungen für die Wirtschaft

Experten mahnen mit Blick auf die älter werdende Bevölkerung, den Risikofaktoren, die mit der Entstehung oder Chronifizierung von Rückenschmerzen in Zusammenhang stehen, möglichst frühzeitig entgegenzuwirken.

Denn schon jetzt gehen laut Krankheitskostenstatistik 14 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage auf Rückenschmerzen zurück. Daraus ergaben sich für 2022 auf die 34,4 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland umgerechnet 96,7 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage und 12,4 Milliarden Euro Produktionsausfallkosten.

Präventive Maßnahmen notwendig

Umso wichtiger sind zielgerichtete Maßnahmen für die Gesundheit des Rückens. Dazu gehören etwa besser eingerichtete Arbeitsplätze, effektivere Therapien und Präventionsprogramme für bestimmte Bevölkerungsgruppen wie etwa ältere Menschen. 

Forscher merken gar an: „Globale Strategien zur Verringerung der Anzahl neuer Fälle von Schmerzen im unteren Rücken und der damit verbundenen Arbeitsunfähigkeit sind von entscheidender Bedeutung.“ Qulle: dpa / mia 

Gut zu wissen: App gegen Rückenschmerzen für GKV-Versicherte

Mit der App „Kaia Rückenschmerzen“ sollen Nutzende befähigt werden, sich jederzeit und ortsunabhängig um ihre Rückengesundheit zu kümmern. Dabei setzt die Anwendung auf eine Kombination aus physiotherapeutischen Übungen, Entspannungstechniken und Hintergrundwissen – ganz im Sinne der multimodalen Schmerztherapie.

Die App befindet sich dauerhaft im DiGA-Verzeichnis und ist damit für alle GKV-Versicherten kostenlos erhältlich. /sn