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RSV-Prophylaxe mit Nirsevimab wirkt

Mutter hält Baby einen Aufsatz von einem Inhaliergerät vor das Gesicht
Kleinkinder und insbesondere Säuglinge und Frühgeborene können besonders schwer an einer RSV-Infektion erkranken. | Bild: eyedarren / AdobeStock

Prinzipiell können RS-Viren (RSV; Respiratorische Synzytialviren) jeden treffen, besonders schwer erkranken jedoch Säuglinge, insbesondere Frühgeborene, Kleinkinder und ältere Menschen. Eine aktive Impfung gibt es derzeit lediglich für ab 60-Jährige (Abrysvo® von Pfizer, Arexvy von GSK) und Schwangere (Abrysvo®)

Die aktive Impfung der Schwangeren zwischen der 24. und 36. Schwangerschaftswoche soll das Neugeborene durch maternale Antikörper in den ersten Lebenswochen vor RSV-Erkrankungen schützen (passive Immunisierung).

Eine Dosis genügt: passive Immunisierung mit Nirsevimab

Direkt für Säuglinge gibt es die Möglichkeit einer passiven Immunisierung mit den RSV-Antikörpern Palivizumab (Synagis®, zugelassen seit 1999) und Nirsevimab (Beyfortus®, zugelassen seit 2022). 

Vorteil von Nirsevimab ist, dass aufgrund der längeren Halbwertszeit eine einmalige Injektion genügt, um das Kind für die ganze RSV-Saison zu schützen. Palivizumab muss hingegen monatlich verabreicht werden.

Luxemburg: RSV-Prophylaxe mit Nirsevimab für alle Säuglinge

Nun gibt es erste Daten aus Luxemburg, wie effektiv Nirsevimab RSV-bedingte Krankenhausaufenthalte (Hospitalisierungen) verhindern konnte: 

Luxemburg empfahl im Juli 2023 eine RSV-Prophylaxe mit Nirsevimab für alle Babys, die 2023 geboren wurden – für alle zwischen 1. Oktober 2023 und 30. März 2024 Neugeborenen und ein „Catch-up!“-Programm für Babys, die zwischen 1. Januar und 30. September 2023 geboren worden waren. Zudem sollten alle unter Zweijährigen Nirsevimab erhalten, wenn sie ein hohes Risiko für eine schwere RSV-Erkrankung hatten. 

Das Land erreichte damit bei Neugeborenen eine Immunisierungsrate von 84 Prozent (1.277 Dosen bei 1.524 Geburten), wie ein Bericht in „Eurosurveillance“„Impact of nirsevimab prophylaxis on paediatric respiratory syncytial virus (RSV)-related hospitalisations during the initial 2023/24 season in Luxembourg“  zeigt.

69 Prozent weniger Säuglinge unter sechs Monaten im Krankenhaus

Verglichen wurden sodann die Anzahl der Krankenhausaufenthalte im ersten Teil der RSV-Saison 2022/2023 (Kalenderwoche 39–52/2022) mit den Hospitalisierungen 2023/24 (Kalenderwoche 39–52/2023): 

Die Zahl der Krankenhausaufenthalte sank drastisch – bei Kindern unter fünf Jahren um 38 Prozent (389 Krankenhausaufenthalte 2022 vs. 241 Krankenhausaufenthalte 2023). Noch deutlicher zeigte sich mit 69 Prozent der Rückgang bei den Hospitalisierungen bei Säuglingen, die jünger als sechs Monate waren (232 Krankenhausaufenthalte 2022 vs. 72 Krankenhausaufenthalte 2023). 

Die Höhepunkte der RSV-Wellen fanden 2022 in Kalenderwoche 47 und 2023 eine Woche später in der Kalenderwoche 48 statt. Somit war die schwerste RSV-Phase in beiden Auswertungszeiträumen berücksichtigt.

Hospitalisierte RSV-Kinder fast doppelt so alt

Auffällig ist auch, dass die Kinder, die 2023 RSV-bedingt ins Krankenhaus mussten, mit durchschnittlich 14,4 Monaten deutlich älter waren – fast doppelt so alt und bereits im Kleinkindalter – als im Jahr zuvor. 2022 waren die Babys durchschnittlich 7,8 Monate bei Krankenhauseinweisung. 

Interessant ist vor allem: Nur 2022 entfielen auf Säuglinge unter sechs Monaten die meisten Hospitalisierungen (59,6 Prozent – 232 von 389), während im darauffolgenden Jahr, in dem Nirsevimab bereits breit eingesetzt worden war, nur 29,9 Prozent der im Krankenhaus behandelten Kinder jünger als sechs Monate waren. Ausgewertet wurden jeweils wieder die ersten Phasen der RSV-Saison (Kalenderwoche 39–52).

RSV-Infektion: weniger Säuglinge auf Intensivstation

Die Krankenhausaufenthalte wurden auch kürzer: Blieben die Kinder 2022 durchschnittlich 5,1 Tage in der Klinik, so konnten sie 2023 bereits nach 3,2 Tagen entlassen werden. Eine Intensivbetreuung benötigten 2022 noch 9,3 Prozent (36 von 389) der unter Fünfjährigen, im Jahr darauf lediglich 6,2 Prozent (15 von 241). 

Kleine Säuglinge – jünger als sechs Monate – wurden nach Einführung der Nirsevimab-Prophylaxe seltener auf der Intensivstation behandelt (28 Babys 2022 und 9 Babys 2023): „Dies deutet darauf hin, dass die Nirsevimab-Prophylaxe schwere RSV-Infektionen, insbesondere bei Säuglingen im Alter von weniger als sechs Monaten, reduziert und damit die Belastung des Gesundheitswesens verringert“, schlussfolgern die Studienautoren.

Die meisten Babys auf Intensivstation ohne Nirsevimab

Von den neun Säuglingen, die aufgrund einer RSV-Infektion auf der Kinderintensivstation behandelt werden mussten, hatten sechs kein Nirsevimab erhalten. Von den 28 Säuglingen – bis zum Alter von sechs Monaten – mit unterstützendem Sauerstoff waren 22 nicht immunisiert gewesen.

Die Studienautoren geben zu bedenken, dass sie nicht die komplette RSV-Saison 2023/24 auswerten konnten und auch nicht erfassten, wie gut Nirsevimab generell vor RSV-Erkrankungen (nicht nur vor Hospitalisierung) schützte. 

Dennoch zeigte ihre Studie, dass Nirsevimab schwere RSV-Erkrankungen bei Säuglingen in deren erster RSV-Saison verringerte und das Erkrankungsalter bei hospitalisierten Kindern hob – und dass die meisten schwer erkrankten Kinder nicht immunisiert waren.