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Erhöhte Triglyceride beein­flussen Herzgesundheit

Blutröhrchen zum Test der Triglyceridwerte
Triglyceride sind Fette, die mit der Nahrung aufgenommen und im Blut gemessen werden können. | Bild: jarun011 / AdobeStock

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nach wie vor die häufigste Todesursache in Deutschland. In diesem Zusammenhang stellen erhöhte Blutfettwerte einen bedeutenden kardiovaskulären Risikofaktor dar. Lange Zeit standen dabei meist die Cholesterinwerte im Fokus, doch in letzter Zeit wird auch dem Triglyceridspiegel mehr Bedeutung beigemessen. 

Ein erhöhter Wert an Triglyceriden begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zudem können hohe Triglyceridspiegel eine akute Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse) auslösen. Eine solche Entzündung ist eine gefährliche Erkrankung und kann tödlich enden. 

Hohe Werte an Triglyceriden, sogenannte Hypertriglyceridämien, betreffen rund 15 % bis 20 % der erwachsenen Bevölkerung und werden nicht selten als Zufallsbefund entdeckt.

Was sind Triglyceride?

Triglyceride sind Fette, chemisch gesehen handelt es sich um Ester des dreiwertigen Alkohols Glycerol mit drei verschiedenen Fettsäuren. Die Fette werden mit der Nahrung aufgenommen und dienen dem Körper als Energielieferant. Als weitere Möglichkeit kann überschüssiger Zucker vom Stoffwechsel ebenfalls in Fette umgewandelt werden. 

Nicht benötigte Triglyceride werden im Fettgewebe in den Fettzellen gespeichert. Fette als lipophile Stoffe sind nicht wasserlöslich und werden daher im Blut mithilfe wasserlöslicher Lipoproteine, sogenannter Chylomikronen, transportiert. 

Die Konzentration der Triglyceride kann im Blut gemessen werden. Als leicht erhöhte Triglyceridwerte gelten Werte ab 150 mg/dl – die meisten Patienten fallen in diese Kategorie. Werte über 1.000 mg/dl deuten bereits auf eine schwere Hypertriglyceridämie hin. 

Einteilung der Triglycerid-Werte nach Nüchternmessung:

KategorieGrenzwerteklinische Bedeutung
normale Werte< 150 mg/dl 
leichte Hypertriglyceridämie150 bis 1.000 mg/dl
  • hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • gering erhöhtes Risiko für eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse
schwere Hypertriglyceridämie> 1.000 mg/dl
  • hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • deutlich erhöhtes Risiko für eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse

Die gemessenen Werte können individuell stark schwanken und werden durch die Aufnahme von Nahrung beeinflusst. Typischerweise werden die höchsten Triglyceridwerte rund vier bis sechs Stunden nach der Fettaufnahme erreicht. 

Für eine erste Überprüfung der Blutfette ist eine Nüchternmessung meist nicht erforderlich. Erst bei erhöhten Werten oder bekannter Fettstoffwechselstörung wird unter nüchternen Bedingungen gemessen.

Wie kommt es zu erhöhten Triglyceridwerten?

Der Triglyceridspiegel wird entscheidend durch die aufgenommene Nahrung beeinflusst. Fettreiche und kalorienreiche Lebensmittel sowie ein hoher Alkoholkonsum erhöhen den Triglyceridwert. 

Bei mangelnder Bewegung werden in der Muskulatur weniger Triglyceride abgebaut, was ebenfalls für erhöhte Werte sorgt. Auch Typ-2-Diabetes, eine Unterfunktion der Schilddrüse, Nierenerkrankungen oder auch eine Schwangerschaft begünstigen hohe Triglyceridspiegel. 

Besonders schwere Hypertriglyceridämien mit Werten von mehr als 2.000 mg/dl lassen sich häufig auf genetische Faktoren zurückführen – solche hohen Werte können bereits im Kindesalter auftreten.

Arzneimittel beeinflussen Triglyceridwerte

Ein erhöhter Triglyceridspiegel im Blut kann auch durch Medikamente ausgelöst werden. Zahlreiche Wirkstoffe haben Einfluss auf den Lipidspiegel im Blut. 

Nichtselektive Betablocker wie Propranolol und Sotalol gehören zu den typischen Auslösern einer Hypertriglyceridämie. Auch atypische Neuroleptika wie Clozapin und Olanzapin begünstigen nicht nur Übergewicht, sondern erhöhen auch den Blutspiegel an Triglyceriden. Systemische Glucocorticoide beeinflussen ebenfalls den Stoffwechsel der Triglyceride. 

Auch durch die Einnahme folgender Wirkstoffe können teilweise deutliche Triglycerid-Anstiege beobachtet werden: 

  • Estrogene
  • HIV-Proteasehemmer
  • Retinoide
  • Calcineurin-Inhibitoren

Bei hohem Triglyceridspiegel: Änderung des Lebensstils

Ob eine Hypertriglyceridämie behandelt wird, ist abhängig von zahlreichen Faktoren. Zunächst schätzt der behandelnde Arzt das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen individuell ab. Beim Vorliegen weiterer Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen oder Diabetes wird eine medikamentöse Therapie nötig sein. 

Zunächst steht aber eine Änderung des Lebensstils im Vordergrund. Durch eine Gewichtsreduktion, eine erhöhte körperliche Aktivität und eine Einschränkung des Alkoholkonsums lassen sich meist schon deutliche Erfolge erzielen. Hilfreich ist auch, Kohlenhydrat-reiche Lebensmittel durch Nahrungsmittel mit hohem Ballaststoffgehalt zu ersetzen, gesättigte Fettsäuren nur in Maßen zu konsumiert und durch ungesättigte Fettsäuren auszutauschen. 

Zuckerhaltige Getränke und Süßigkeiten sind zu vermeiden. Durch die oben vorgestellten Maßnahmen lässt sich bei der Mehrzahl der Patienten ein ausreichender Erfolg auch ohne Gabe von Medikamenten erreichen.

Medikamentöse Therapie bei erhöhten Triglyceridwerten

Bringt eine Änderung des Lebensstils nicht den gewünschten Erfolg, wird meist mit Arzneimitteln therapiert. Das primäre Ziel der Behandlung ist es, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. 

Die meisten Patienten werden zunächst mit Statinen behandelt. Neben einer Abnahme der LDL-Cholesterin-Konzentration sinkt dadurch auch die Triglycerid-Konzentration im Blut.

Zur Erinnerung: Was ist LDL- und HDL-Cholesterin?

Cholesterin, das auch Cholesterol genannt wird, ist ein wichtiger Bestandteil der Zellmembranen und Ausgangsstoff für die Bildung von Steroidhormonen und Gallensäure. 

Aufgrund seiner Lipophilie wird die Substanz im Blut mithilfe wasserlöslicher Transportproteine transportiert. Cholesterin wird dabei zu LDL(Low Density Lipoprotein)-Cholesterol und HDL(High Density Lipoprotein)-Cholesterol verpackt. 

LDL-Cholesterol fördert die Entstehung von Arteriosklerose und wird umgangssprachlich auch als „böses Cholesterin“ bezeichnet. LDL-Cholesterol kann in die Wand der Blutgefäße einwandern und dort in eine oxidierte Form umgewandelt werden. Dadurch bilden sich sogenannte Schaumzellen, die zu Ablagerungen in den Gefäßen führen. 

HDL-Cholesterol hat dagegen einen kardioprotektiven Effekt, denn es kann in den Gefäßwänden abgelagertes LDL-Cholesterol wieder aufnehmen.

Einen günstigen Effekt auf den Triglyceridspiegel weisen vor allem die beiden Statine Atorvastatin (Sortis®) und Rosuvastatin (Crestor®) auf. Sinken die Triglyceridspiegel unter einer Therapie mit Statinen nicht ausreichend, können als weitere Medikation Fibrate eingesetzt werden. Sie haben auf den Cholesterinspiegel nur einen geringen Einfluss und wirken praktisch ausschließlich auf die Triglyceride. 

Der Nutzen der Wirkstoffe wie Fenofibrat (Lipidil®) und Bezafibrat (Cedur®) wird allerdings kontrovers diskutiert, da neuere Untersuchungen gezeigt haben, dass Fibrate in Kombination mit Statinen keinen zusätzlichen Nutzen haben. 

Zudem muss beachtet werden, dass eine Kombination beider Arzneimittelgruppen zu Muskelbeschwerden bis hin zu einer gefährlichen Rhabdomyolyse führen kann.

Zur Erinnerung: Was versteht man unter Rhabdomyolyse?

Rhabdomyolyse bezeichnet eine schwere Schädigung der quergestreiften Muskulatur. Aus den geschädigten Muskeln wird der Muskelfarbstoff Myoglobin freigesetzt. Dieser färbt den Urin dunkel und kann durch Ablagerung in der Niere zu Nierenversagen führen. 

Starke Muskelschmerzen, verminderte Muskelkraft und eventuell Fieber kündigen diese schwere Nebenwirkung an. /vs

Nutzen von Omega-3-Fettsäuren umstritten

Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren werden meist damit beworben, einen normalen Cholesterin- und Triglyceridspiegel im Blut zu erhalten. Nicht wenige Patienten mit erhöhten Blutfettwerten fragen daher in der Apotheke gezielt nach diesen Fischöl- oder Leinöl-Kapseln. 

Omega-3-Fettsäuren gehören zu den langkettigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren und stellen lebensnotwendige Fettsäuren dar. Die Substanzen verbessern unter anderem die Fließeigenschaften des Blutes und beeinflussen auch den Triglyceridspiegel positiv. 

Der Nutzen von Omega-3-Fettsäure-Produkten ist allerdings trotzdem umstritten. Mehrere Studien haben gezeigt, dass das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse – wenn überhaupt – nur gering reduziert wird. Zu hoch dosierte Produkte sind zudem nicht ohne gesundheitliches Risiko: So ist bei Personen mit Herzerkrankungen das Risiko für gefährliches Vorhofflimmern erhöht. Herzkranke Patienten dürfen Omega-3-Fettsäure-Produkte daher nur nach Rücksprache mit dem Arzt einnehmen. 

Vorsicht ist auch bei der gleichzeitigen Einnahme weiterer Arzneimittel geboten. Hochdosierte Omega-3-Fettsäure-Produkte können die Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten wie Phenprocoumon oder Acetylsalicylsäure auf die Blutgerinnung verstärken.

Neuer Triglycerid-Senker: Volanesorsen

Bei genetisch bedingten Hypertriglyceridämien sind die vorgestellten Therapien oft wirkungslos, daher wird intensiv nach neuen Optionen geforscht. Seit dem Jahr 2019 ist mit Volanesorsen (Waylivra®) ein Triglycerid-Hemmer mit neuem Wirkmechanismus auf dem Markt erhältlich. 

Die Substanz ist für Patienten mit familiärem Chylomikronämie-Syndrom (Stoffwechselstörung) zugelassen. Betroffene weisen hohe Werte an Triglyceriden auf und es besteht ein hohes Risiko für eine Pankreatitis. 

Volanesorsen gehört zu den sogenannten Antisense-Arzneimitteln, die in der Lage sind, die Bildung bestimmter Proteine, die am Krankheitsgeschehen maßgeblich beteiligt sind, zu hemmen. Unter der Therapie mit Volanesorsen kommt es zur deutlichen Senkung des Triglyceridspiegels und damit zu einem verminderten Risiko für eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Quellen:
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2025/05/01/triglyceride-der-beifahrer-bestimmt-die-richtung-mit
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/diagnose-und-therapie-der-hypertriglyceridaemie-2a9d4503-e46e-460d-a9ba-45f395a4c89b
- https://www.klartext-nahrungsergaenzung.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/omega3fettsaeurekapseln-sinnvolle-nahrungsergaenzung-8585