Beratungswissen für die Reisezeit
Die Reisezeit ist bekanntlich die schönste Zeit im Jahr. Damit Reisen und Ausflüge zum erholsamen Erlebnis werden, sollte bei den Vorbereitungen an die Zusammenstellung einer Reiseapotheke gedacht werden. In dieser Serie erfahren PTA und Apotheker, was in eine Reiseapotheke gehört und welche Tipps bei typischen Reisebeschwerden im Akutfall gegeben werden können.
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Was gehört in eine Wanderapotheke?

Wanderrucksack mit Medikamenten und Verbandmitteln
Eine gut gerüstete Wanderapotheke sollte insbesondere bei längeren Ausflügen immer dabei sein. | Bild: Africa Studio / AdobeStock

Eine gut ausgestattete Wanderapotheke ist für jede Wanderung – egal ob im Wald, in den Bergen oder am Strand – unverzichtbar. Neben einer Grundausstattung, die bei Verletzungen, Hitzeschäden oder Insektenstichen schnell Abhilfe schafft, sollten bereits vor Beginn der Wanderung vorbeugende Maßnahmen durchgeführt werden. 

Welche Produkte für die Kunden geeignet sind, ist individuell an die jeweilige Tour, das Reiseziel, die Jahreszeit, die Mitreisenden sowie persönliche Bedürfnisse anzupassen.

Beim Wandern an UV-Schutz, Flüssigkeit und Magnesium denken

Bei einer Wanderung bei hohen Temperaturen mit starker Sonneneinstrahlung sollte man den Körper vor einem Sonnenbrand und übermäßiger UV-Strahlung schützen. Die Kunden sollten deshalb vor Antritt einer Wanderung ein Sonnenschutzmittel mit ausreichend hohem Lichtschutzfaktor auftragen. 

Besonders geeignet sind wasserfeste Produkte (z. B. La Roche-Posay® Anthelios Invisible Fluid LSF 30, Avene® Sonnenfluid SPF 50+, Ultrasun® Sports Gel SPF 50), damit der Schutz durch Schwitzen nicht verloren geht. Der UV-Schutz sollte in regelmäßigen Abständen während der Wanderung aufgefrischt werden.

Die Augen sollten mit einer Sonnenbrille und der Kopf durch eine breite Kopfbedeckung geschützt werden. Um Hitzeschäden wie einem Sonnenstich oder Hitzschlag vorzubeugen, sollte die Wanderung nicht in der Mittagssonne stattfinden und durch regelmäßige Pausen unterbrochen werden. 

Außerdem ist es wichtig, auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Der Zusatz von Elektrolyten in die mitgeführte Wasserflasche (z. B. Elotrans®, Oralpädon®) führt dem Körper die durch das Schwitzen verlorenen Mineralien wieder zu. 

Zur Vorbeugung von Krämpfen kann auch ein Kombinationspräparat mit Magnesium (z. B. Magnesium Verla® plus) empfohlen werden. Dieses kann auch am Abend nochmals eingenommen werden, um die Muskeln mit ausreichend Magnesium zu versorgen.

Mücken und Zecken beim Wandern abwehren

Um Insektenstichen vorzubeugen, sollte ein geeignetes Mücken- und Zeckenabwehrspray (z. B. Anti Brumm® forte, Autan Defense® Long Protection Pumpspray) prophylaktisch vor Beginn einer Wanderung aufgetragen werden. Welches Produkt am besten geeignet ist, ist abhängig vom Alter aller wandernden Personen, der Region und dem Reiseland. 

Zum Schutz vor übertragbaren Krankheiten ist es in einigen Gebieten ratsam, immer konsequent einen Mückenschutz anzuwenden, der langanhaltend tropische Insekten abwehrt (z. B. Nobite Hautspray, Anti Brumm® Ultra Tropical). Zwischen der Anwendung eines Insektensprays und UV-Schutzes sind immer mindestens 30-Minuten-Abstand einzuhalten.

Sollte es dennoch zu Insektenstichen kommen, können kühlende (z. B. Coolakut® Stich & Sun Pflege-Gel), entzündungshemmende (z. B. Ebenol® 0,25 % Creme) und juckreizlindernde (z. B. Soventol® Gel, Azaron® Stift, Fenistil® Gel) Präparate auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden. 

Ebenso darf in der Wanderapotheke eine Zeckenzange oder -karte (z. B. Primo® Zeckenzange) nicht fehlen, falls sich trotz aller Maßnahmen ein Tier festgebissen hat. Alternativ eignet sich auch eine Pinzette (z. B. WEPA Apoline® Pinzette schräg 8 cm verchromt), die gleichzeitig für die Entfernung von Splittern oder Dornen verwendet werden kann.

Verletzungsgefahren beim Wandern vorbeugen

Um das Sturzrisiko durch unachtsame Bewegungen zu minimieren, sollte man sich auf der Wanderung nicht zu viel zumuten. Die Wanderroute sollte stets an den jeweiligen Fitnesszustand der Beteiligten angepasst werden. 

Stabiles Schuhwerk mit einer rutschfesten Sohle sollte für jeden Wanderer eine Selbstverständlichkeit sein. Knöchelhohe Wanderschuhe können zudem dabei helfen, ein Umknicken zu verhindern. So wird auch Blasen an den Füßen vorgebeugt. 

Um auf unwegsamen Geländen mehr Sicherheit zu erhalten, können ferner Wanderstöcke hilfreich sein. Richtig eingesetzt, sorgen sie für mehr Stabilität und eine Entlastung des Unterkörpers.

Beim Wandern: Verletztes Gelenk kühlen, ruhen und stabilisieren

Gelenke, die nach dem Umknicken schmerzen, sollten möglichst sofort gekühlt werden. Dafür eignen sich insbesondere Kälte-Sofort-Kompressen (z. B. Wepa Kälte-Sofort-Kompresse), die im Akutfall aktiviert werden. Dadurch wird ein starkes Anschwellen und eine Bewegungseinschränkung verhindert. 

Nach einer angemessenen Ruhepause kann das Gelenk mit einer Idealbinde (6 cm für Erwachsene, 4 cm für Kinder, z. B. Idealbinde-BSN) oder einer elastischen selbsthaftenden Binde (z. B. Peha-haft®, Ratioline® acute Fixierbinde) stabilisiert werden.

Ob die Wanderung anschließend fortgesetzt werden kann, hängt von der Stärke der Schmerzen und der eventuellen Bewegungseinschränkung ab. Auf jeden Fall sollte das verletzte Gelenk bzw. Band nicht überfordert werden. Die Einnahme von Schmerzmitteln wie beispielsweise Ibuprofen oder Diclofenac kann dabei helfen, die Symptome vorübergehend zu lindern.

Wanderapotheke: Verbandmaterial für offene Wunden

Neben einer Knöchelverletzung können bei einem Sturz auch offene Wunden auftreten. Bei leichten Schürfwunden am Knie oder Ellenbogen sollte man die Wunde zunächst von Schmutz befreien, desinfizieren und anschließend steril abdecken. Dazu benötigt man

  • ein Desinfektionsspray (z. B. Octenisept® Wund-Desinfektion Lösung),
  • eine Wundreinigungslösung (z. B. Isotone Kochsalz-Lösung 0,9 % B. Braun),
  • Wundpflaster in verschiedenen Größen und Formen (z. B. Hansaplast® Sensitive Strips),
  • sterile Wundauflagen (z. B. DracoFix Mullkompressen, steril),
  • Mullbinden oder alternativ Verbandpäckchen (z. B. Hartmann Verbandpäckchen),
  • Fixierpflaster (z. B. Leukoplast®),
  • eine Schere (z. B. Frank® Verbandschere spitz-stumpf) sowie
  • Einmalhandschuhe (z. B. Gentle Skin® steril).

Für den Fall von Verletzungen, die das Weiterwandern verhindern, sollte eine Rettungsdecke (z. B. Param Rettungsdecke gold/silber) mitgeführt werden. Diese ist wichtig, um die betroffene Person vor Sonneneinstrahlung zu schützen, falls es nicht möglich ist, sie in den Schatten zu befördern. Andererseits kann eine Rettungsdecke auch eine Auskühlung verhindern.

Zur Erinnerung: So nützt die Rettungsdecke

Die silberne Seite der Rettungsdecke soll laut Herstellerangaben auf die Seite gedreht werden, auf der die Wärme reflektiert werden soll. Zur Kühlung muss sie also nach außen, zum Wärmen nach innen zeigen.

Allerdings ist der Unterschied in der Wärmereflektion gering, weshalb die „richtige“ Orientierung heute eine untergeordnete Rolle spielt. Da die goldene Seite im Schnee jedoch besser zu erkennen ist, lohnt es sich im Winter dennoch, auf die richtige Ausrichtung der Rettungsdecke zu achten.

Wer auf größeren Touren oder alleine unterwegs ist, sollte zudem eine Stirnlampe, eine Notiz mit Notfallnummern und persönlichen Daten sowie eine Signalpfeife mitnehmen, um im Akutfall Hilfe rufen zu können.

Wanderapotheke vor Hitze schützen

Ein zu Hause vorbereiteter Kühlakku sorgt bei hohen Temperaturen in der Wanderapotheke für die nötige Kühlung. Das Kühlmedium sollte mit einem Tuch umwickelt werden, um den direkten Kontakt mit den Arzneimitteln und Präparaten zu vermeiden. Je nach Dauer der Wanderung empfiehlt es sich, mehrere Kälte-Sofort-Packs mitzunehmen, um die Kühlung bei Bedarf erneuern zu können.

Neben den Produkten der Wanderapotheke sollten die Kunden darauf hingewiesen werden, bei längeren Touren Arzneimittel für die Dauermedikation mitzuführen und diese ebenfalls nach den angegebenen Vorschriften zu temperieren. Quellen:
- https://www.gelbe-liste.de/
- Lennecke, Hagen, Selbstmedikation für die Kitteltasche, Leitlinien zur pharmazeutischen Beratung, 7. Auflage, 2021, Deutscher Apotheker Verlag
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2020/07/13/zu-viel-des-guten-sonnenstich-und-hitzschlag
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2024/daz-26-2024/sommer-sonne-sonnenbrand
 

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