Heimische Heilpflanzen
In unserer Serie „Heimische Heilpflanzen“ stellen wir Ihnen wichtige Arzneipflanzen vor. Dabei greifen wir solche heraus, die in der Apotheke bekannte Therapeutika sind und gleichzeitig sozusagen vor der Haustür wachsen. Auch wenn sich manche dieser heimischen Heilpflanzen eher unscheinbar präsentieren, hat bei genauerer Betrachtung doch jede ein paar Besonderheiten zu bieten. 
Titelbild: Daniil / Adobe Stock
5 min merken gemerkt Artikel drucken

Beifuß – möglicher Helfer bei Magen-Darm- und Frauenleiden?

Beifuß in einem Weidenkorb
Eine theraupeutische Anwendung von Beifuß wird aktuell nicht empfohlen. | Bild: petrabarz / AdobeStock

Der Gemeine Beifuß (Artemisia vulgaris), auch Gewürzbeifuß oder Gewöhnlicher Beifuß genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Artemisia in der Familie der Korbblütler (Asteraceae).  

Seine unscheinbare Erscheinung trägt dazu bei, dass er kaum auffällt, obwohl er in den gemäßigten Klimaregionen der Nordhalbkugel weit verbreitet ist und als Unkraut gilt: Ob Schuttplatz oder Bahndamm, Hecken, Wegränder oder lockere Gebüsche – der Beifuß wächst, wo Platz ist.

Beifuß belastet Pollenallergiker

Die ausdauernde krautige Pflanze besitzt aufrechte, circa einen Meter hohe, spärlich behaarte Stängel und Laubblätter mit grüner Oberseite und weißfilziger Unterseite. In Rispen stehen viele kleine unscheinbare weißlich-graue, gelbliche oder rotbraune Blütenkörbchen zusammen.

Die Blütezeit erstreckt sich von Juli bis September. Da die Blüten von Insekten nicht besucht werden, nutzt die Pflanze den Wind zur Bestäubung und produziert dementsprechend große Mengen an Pollen, über die viele Pollenallergiker klagen.  

Die Fruchtreife beginnt im September. Das Kraut stirbt jährlich ab, die Wurzel überwintert.

Nutzung von Beifuß gestern und heute

Als „Mutter der Kräuter“ bezeichnet, war der Beifuß von der Antike bis ins Mittelalter vor allem als Frauenheilkraut beliebt. Der griechische Arzt Dioskurides verwendete ihn zum Beispiel bei der Geburtshilfe. Und auch bei Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden sowie zur Steigerung der Fruchtbarkeit fand die Pflanze Anwendung.

Außerdem wurde Beifußöl aufgrund seiner durchblutungsfördernden Wirkung bei müden oder schmerzenden Füßen eingesetzt – und das nicht nur von römischen Legionären, die für ihre Gewaltmärsche berühmt waren.  

Im späten 18. Jahrhundert galt Beifuß sowie mit Beifuß gewürztes Bier als der weiblichen Gesundheit in Bezug auf Fruchtbarkeit, Menstruation und Geburt förderlich. Auch sollte es bei Nieren- und Blasensteinen Heilung verschaffen.

Im 19. Jahrhundert wurden Beifußwurzeln im deutschsprachigen Raum zur Behandlung der Epilepsie eingesetzt.

Heute ist Beifuß hauptsächlich als Gewürzpflanze mit positiver Wirkung auf die Verdauung beliebt: Die enthaltenen Bitterstoffe regen die Bildung von Magensaft und Gallenflüssigkeit an und unterstützen so die Verdauung, insbesondere beim Verzehr fetter Fleischgerichte.  

Vor allem in Südeuropa und Nordafrika werden die ätherischen Öle des Beifußes für die Duftstoffindustrie genutzt: Aus dem getrockneten Kraut entsteht durch Wasserdampfdestillation Parfümöl.  

Inhaltsstoffe und Wirkungsweise von Beifuß

Das Kraut des Beifußes wird für gewöhnlich vor der Blüte geerntet und getrocknet, denn nach der Blüte schmecken vor allem die Blätter deutlich bitterer.  

Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen gehören die Sesquiterpenlactone Vulgarin und Pilostachyin. Sie sind verantwortlich für den bitteren Geschmack sowie für die antibakteriellen und antimykotischen Eigenschaften des Krautes.  

In Beifuß sind außerdem bis zu 0,2 Prozent komplex zusammengesetztes ätherisches Öl mit den Hauptbestandteilen Kampfer, Thujon, Cineol, Linalool und Santonin enthalten sowie in kleineren Konzentrationen Flavonoide, Hydroxakumarine, Polyine, Triterpene und Carotinoide.

Dank seiner zahlreichen Inhaltsstoffe werden dem Beifuß neben antibakteriellen und antimykotischen auch verdauungsfördernde, appetitanregende und durchblutungsfördernde Eigenschaften zugeschrieben. Deshalb findet das Kraut in der traditionellen Arzneikunde bei Verdauungsstörungen, Blasenentzündungen, Frauenerkrankungen, Gallenschwäche, Durchblutungsstörungen und nervösen Störungen Verwendung.  

Auch eine vorbeugende Wirkung ist überliefert, vor allem in Bezug auf Magen-Darm-Beschwerden. So sollen sich viele Symptome wie Völlegefühl, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung durch die Einnahme verhindern lassen.

Gut zu wissen: Neben- und Wechselwirkungen von Beifuß

  • Beifuß ist einer der stärksten Auslöser von Heuschnupfen und kann auch bei der Anwendung des Krauts oder Öls allergische Reaktionen hervorrufen.
  • Es kommt mitunter zu Kreuzreaktionen, zum Beispiel bei Chrysanthemen- oder Sellerie-Allergikern.
  • Es besteht der Verdacht, dass die Pflanze abtreibend wirken kann. In der Schwangerschaft sollten Beifußpräparate daher nicht angewendet werden.  
  • Auch bei Fieber oder einer Asthmaerkrankung kann Beifuß gefährlich sein.
  • In hohen Dosen kann Beifuß zu Angstzuständen und Aufgeregtheit führen.  

Beifuß: Therapeutische Anwendung nicht empfohlen

Wissenschaftlich ist eine arzneiliche Wirksamkeit jedoch (noch) nicht belegt. Unter anderem deshalb hat die Kommission E – die wissenschaftliche Sachverständigenkommission des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) – über Beifuß-Kraut und Beifuß-Wurzel eine Negativ-Monographie veröffentlicht, in der eine therapeutische Anwendung nicht empfohlen wird.

Weitere Gründe für die Einschätzung der Kommission E waren eine mögliche abortive Wirkung und die häufig von Beifußpollen ausgelösten allergischen Reaktionen. Für eine sichere Anwendung der Heilpflanze seien klinische Studien notwendig, so das Expertengremium.

Beifuß: Produkte und Fertigpräparate im Handel

Beifuß wird vor allem in getrockneter Form als Gewürz oder Tee angeboten, ist aber in Apotheken und Drogerien auch als geschnittenes Kraut, Pulver, Kapseln, Tabletten, Salben, Extrakt, Spray, Tropfen oder als reines ätherisches Öl erhältlich. Alle Produkte werden als Nichtarzneimittel beziehungsweise Nahrungsergänzungsmittel gehandelt.

Dies gilt für Beifuß als traditionelle Heilpflanze gegen die oben genannten Beschwerden. Apothekenpflichtige Arzneimittel beziehungsweise Medizinprodukte gibt es lediglich zur Bekämpfung oder Linderung einer Beifußallergie.  

Die innere Anwendung von Beifußprodukten wie Tees, Pulver oder Tabletten ist bei Verdauungsstörungen, Frauenleiden und Schlafstörungen üblich. Äußerlich lässt sich das Öl zum Einreiben bei Muskelkater, Gefäß- oder Gelenkbeschwerden verwenden. Für schmerzende Füße werden auch Bäder empfohlen. Quellen:
- https://medlexi.de/Beifuß
- https://www.phytodoc.de/heilpflanzen/beifuss
- https://www.gesundheits-fakten.de/beifuss-als-heilpflanze-inhaltsstoffe-und-wirkung/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Beifuß
 

Zurück