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Morbus Crohn: Orale Diät als Therapie

Leiden Kinder und Jugendliche an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, sind sie vom Krankheitsbild häufig ausgedehnter betroffen als Erwachsene. Bei ihnen wird ein akuter Schub bei Morbus Crohn gemäß Leitlinie primär durch eine exklusive enterale Ernährungstherapie (EEN) statt Steroidtherapie behandelt. Ärzte sprechen auch von „Remissionsinduktion“.
Eine neue Studie zeigt nun: Eine spezielle Ernährungsform, die sogenannte Tasty & Healthy Diät, ist genauso wirksam wie EEN. Hierbei sind stark verarbeitete oder frittierte Lebensmittel und Tiefkühlprodukte ebenso wie glutenhaltige Getreide, rotes Fleisch und Milchprodukte (Ausnahme Joghurt) verboten. Ein Ei pro Tag sowie geringe Mengen an Zucker sind dagegen ebenso erlaubt wie glutenfreies Getreide, Gemüse, Obst, Nüsse, Fisch, Geflügel und beispielsweise Honig.
Zur Erinnerung: Was bedeutet Remission bei Morbus Crohn?
Bei Morbus Crohn bedeutet Remission, dass die Symptome der chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) vorübergehend oder dauerhaft nachlassen, ohne dass die Krankheit geheilt wird. Ziel ist es, die Beschwerdefreiheit aufrechterhalten, um den Betroffenen eine gute Lebensqualität zu sichern. /vs
Morbus Crohn: Therapie mit exklusiver enteraler Ernährung bei Kindern erschwert
Im Gegensatz dazu sieht die exklusive enterale Ernährung eine ausschließliche Ernährung mit dafür geeigneter Trinknahrung oder Sondennahrung für mehrere Wochen vor. Diese enthalten hochkonzentrierte Nährstoffe und decken den Kalorienbedarf.
Üblicherweise merken Betroffene eine Besserung nach zwei Wochen, wobei erst nach sechs bis acht Wochen schrittweise wieder normale Kost eingeführt wird. Diese gilt als Leitlinie als gut wirksam bei nur geringen Nebenwirkungen.
Tatsächlich scheint diese Therapie im Hinblick auf die Schleimhautremission sogar effektiver zu sein als eine Steroidtherapie und wirkt auch bei mehrmaliger Anwendung bei bis zu 80 % der Kinder und JugendlichenQuelle: Aktualisierte S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn“ der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) (Version 4.1) –
living guideline . Allerdings bereitet die Umsetzung in der Praxis Probleme, denn mehrere Wochen ohne feste Nahrung fordert die Therapietreue stark heraus – insbesondere bei Kindern oder in der Pubertät.
Studie: Tasty & Healthy Diät zur Therapie bei Morbus Crohn
Dass auch die Tasty & Healthy Diät geeignet ist, bei milder bis moderater Ausprägung einen Schub ebenso wirksam wie die exklusive enterale Ernährung zu therapieren, zeigte nun eine randomisierte kontrollierte Studie.
Hierfür wurden insgesamt 83 Patienten im Alter zwischen sechs und 25 Jahren mit mildmoderatem Morbus Crohn für acht Wochen im akuten Schub begleitet. Die Patienten waren durchschnittlich 14,5 Jahre alt und die Hälfte von ihnen erhielt EEN als übliche Standardtherapie, während 41 Patienten der Tasty & Healthy Diätgruppe zugeordnet waren.
Wöchentliche Interviews und 24-Stunden-Ernährungsprotokolle dienten dazu, die Therapieumsetzung der Patienten zu beurteilen.
Morbus Crohn: Diät ist wirksam und effektiver
Tatsächlich konnte eine klinische Remission bei 56 % der Patienten mit der speziellen Diät beziehungsweise bei 38 % der Patienten der EEN-Gruppe erreicht werden. In beiden Gruppen sank Calprotectin signifikant, das als Marker für die Krankheitsaktivität herangezogen wird. Auch der CRP-Wert und die Blutsenkungsgeschwindigkeit als allgemeiner Entzündungsmarker unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht und sanken signifikant.
Interessanterweise hatten die Patienten, die in der Gruppe der Tasty & Healthy Diät als Therapieform randomisiert waren, im Darmmikrobiom eine höhere Diversität und gesündere Bakterienzusammensetzung.
Wie erwartet war zudem die Akzeptanz der Diät deutlich besser: 88 % der Patienten in der Tasty & Healthy Diät tolerierten die Therapie, während es nach Abschluss der acht Wochen Studiendauer in der Gruppe der exklusiven enteralen Ernährung nur 52 % waren. Somit brach rund jeder Zweite mit EEN die Therapie vorzeitig abJournal of Crohn´s and Colitis: "OP02 Tasty & Healthy Flexible Diet Induces clinical and biological Remission in Children and Young Adults with Mild-Moderate Crohn's Disease similar to EEN: results from the "TASTI-MM" randomized, physician-blinded, controlled trial", Stand: 01/2025 .
Als milde Nebenwirkungen berichteten zwei Betroffene der EEN-Gruppe über Übelkeit und Schwindel, während eine Person der Diätgruppe unter milder Verstopfung litt.
Therapie von Morbus Crohn bei Kindern: Tasty & Healthy Diät einfach umsetzbar
Fast jedes dritte betroffene Kind mit Morbus Crohn erreicht nicht das erwartete Längenwachstum – je nach Erkrankungsverlauf, Alter bei Manifestation, Mangelernährung oder Steroidtherapie. Bereits in niedriger Dosis hemmen Glucocorticoide das Wachstum nachweisbar.
Bei den Therapiezielen geht es bei Kindern und Jugendlichen also nicht nur darum, die aktive Entzündung zum Stillstand zu bringen und anhaltende Entzündungsfreiheit zu ermöglichen, bei der die Schleimhaut bestenfalls auch vollständig und dauerhaft ausheilt. Zusätzlich sollten auch Beschwerden und Einschränkungen im täglichen Leben und eine Beeinträchtigung des Wachstums und der Pubertätsentwicklung bestmöglich vermieden werden.
Daher soll laut Leitlinie zu Morbus Crohn bei Wachstumsverzögerung oder anhaltender Krankheitsaktivität trotz optimierter konservativer Therapie sogar frühzeitig eine elektive Operation erwogen werden. Besonders vor dem Hintergrund der Therapiealternativen – exklusive enterale Ernährung, Medikamente oder Operationen – erscheint eine im Alltag umsetzbare Ernährungsempfehlung, wie die Tasty & Healthy Diät, als echte Erleichterung in der Therapie von Kindern und Jugendlichen. Betroffene können diese Ernährung vergleichsweise einfach in den Alltag integrieren und ausreichend lange durchhalten.
Ernährungsverhalten und Lebensbedingungen ausschlaggebend für Morbus Crohn
Unabhängig von der Ernährung ist laut Leitlinie auch ein Rauchstopp eine effektive Methode, um langfristig die Rezidivrate zu halbieren. Zugleich legen die Studienergebnisse aber auch die Vermutung nahe, dass die zunehmenden Fallzahlen von Morbus Crohn möglicherweise mit dem veränderten Ernährungsverhalten und den Lebensbedingungen zusammenhängen. Quellen:
- https://register.awmf.org/assets/guidelines/021-004l_S3_Morbus_Crohn_Diagnostik_Therapie_2024-09.pdf
- https://www.rosenfluh.ch/media/arsmedici/2025/07/ECCO-2025-mehr-spannende-Studien-Globale-Epidemiologie-TastyHealthy-Biologika-Exposition-von-Babys-..pdf
Gut zu wissen: Medikamentöse Behandlung bei Morbus Crohn
Bei mittelschwerem oder schwerem M. Crohn empfiehlt die Leitlinie frühzeitig eine immunsuppressive Therapie oder Biologika.
Neben der chronischen Steroidtherapie können auch Kinder und Jugendliche mit Azathioprin, Methotrexat und TNF-alpha-Antikörpern therapiert werden. Mittlerweile ist gut belegt, dass diese Wirkstoffe einen Steroid-sparenden Effekt ermöglichen.
Wird Infliximab eingesetzt, wird laut Empfehlung üblicherweise für die ersten sechs bis zwölf Monate parallel ein Immunsuppressivum wie Methotrexat oder ein Thiopurin eingesetzt. Allerdings erhöhen Thiopurine das Malignomrisiko.