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Zum Darmkrebsmonat März: Darmkrebs­früherkennung: Sind Stuhltests zuverlässig?

Schutzhülle für Stuhlröhrchen
Stuhltests für zu Hause können erste Anhaltspunkte auf eine Darmkrebserkrankung geben. | Bild: IMAGO / Arnulf Hettrich

Bösartige Tumoren im Darm entwickeln sich meist im Dick- oder Enddarm aus Darmpolypen. Bei diesen Polypen handelt es sich um gutartige Schleimhautvorwölbungen, die sich im Laufe der Zeit allerdings bösartig verändern können. Diese gutartigen Wucherungen im Darm wachsen langsam und können daher im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen erkannt werden. 

Risikofaktoren für Darmkrebs

Ein ungesunder Lebensstil sowie falsche Ernährungsgewohnheiten mit hohem Fleisch- und Fettkonsum tragen zur Entstehung von Darmkrebs bei. Ebenfalls spielen genetische Faktoren eine Rolle. 

Auch mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, deutlich an: Die meisten Darmkrebserkrankungen werden nach dem 50. Lebensjahr diagnostiziert. Für Menschen ab 50 Jahren gibt es daher in Deutschland ein Früherkennungsprogramm. Die anfallenden Kosten werden von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen übernommen. 

Zur rechtzeitigen Erkennung von Darmkrebs kommen dabei zwei Untersuchungsmethoden infrage: 

  • Stuhltest 
  • Darmspiegelung (Koloskopie)

Gut zu wissen: Vorsorgeprogramm Darmkrebs

  • Ab 50 Jahren:
    • für Männer und Frauen: jährlich ein immunologischer Test auf verborgenes Blut im Stuhl
    • für Männer: zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren
  • Ab 55 Jahren:
    • für Frauen und Männer: alle zwei Jahre ein immunologischer Test auf verborgenes Blut im Stuhl
    • für Frauen: zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren

Wird die Durchführung einer Darmspiegelung abgelehnt, so können Frauen und Männer ab 55 Jahren alle zwei Jahre einen Test auf verborgenes Blut im Stuhl durchführen lassen. 

Darmkrebsfrüherkennung: Regelmäßige Vorsorge ist wichtig

Da sich Darmkrebs meist langsam über viele Jahre entwickelt, ist bei regelmäßig durchgeführten Stuhltests die Wahrscheinlichkeit hoch, dass krankhafte Veränderungen rechtzeitig bemerkt werden. 

Zu den sichersten Möglichkeiten zur Früherkennung von Darmkrebs zählt die Darmspiegelung (Koloskopie). Hierbei führt der Arzt ein dünnes, schlauchförmiges Endoskop durch den After in den Darm ein. Mithilfe einer Lichtquelle kann nun das Innere des Darms genau betrachtet werden. Falls nötig können während der Darmspiegelung Gewebeproben entnommen werden. Auch vorhandene Darmpolypen können meist direkt entfernt werden. Durch rechtzeitiges Entfernen dieser Wucherungen kann Darmkrebs verhindert werden.

Zum Darmkrebsmonat März

Seit 2002 ist der März der Aktionsmonat für die Prävention von Darmkrebs.
Zum 22. Mal steht in diesem Jahr daher der März in ganz Deutschland im Zeichen der Darmkrebsvorsorge. 

Zu den Initiatoren gehören die Felix Burda Stiftung, die Stiftung LebensBlicke und der Verein Netzwerk gegen Darmkrebs e.V. 

Das Motto der diesjährigen Werbekampagne lautet #Präventiophobie. Ziel der Kampagne ist es, in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Prävention von Darmkrebs zu schaffen. Mit dem TV-Spot zur Präventiophobie wird darauf aufmerksam gemacht, dass Darmkrebs viel schlimmer ist als die nagst vor der Vorsorge.

Stuhlprobe: Guajak-Test nicht mehr Standard

Darmpolypen und Tumoren im Dickdarm neigen leichter zu Blutungen als eine gesunde Darmschleimhaut. Durch sogenannte Stuhltests sollen bereits winzige, für das Auge nicht sichtbare Blutmengen im Stuhl nachgewiesen werden. 

Lange Jahre kam dabei standardmäßig der Hämoccult-Test – auch Guajak-Test genannt – zum Einsatz. An drei aufeinanderfolgenden Tagen mussten dazu kleine Stuhlproben auf ein mit Guajakharz imprägniertes Testfeld aufgestrichen werden. Nach dem Auftropfen einer Wasserstoffperoxid-Lösung verfärbte sich das Harz beim Vorhandensein von Blut bläulich.

Der Guajak-Test galt als relativ störanfällig und reagierte auch auf Blut, das aus der Nahrung – z. B. beim Verzehr von rotem Fleisch – aufgenommen wurde. Auch einige andere Lebensmittel wie Rote Beete, Rettich oder Brokkoli konnten zu einem falsch-positiven Testergebnis führen. 

Immunologische Stuhltests zur Darmkrebsfrüherkennung

Seit 2017 kommen zur Darmkrebsvorsorge deshalb nur noch immunologische Testverfahren zum Einsatz. Diese können Blutspuren im Stuhl deutlich zuverlässiger nachweisen. Der immunologische Test reagiert nur auf menschliches Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) und weist diesen mithilfe einer Antikörper-Reaktion nach. 

Im Gegensatz zum Guajak-Test genügt zur Durchführung die Abgabe einer einzelnen Stuhlprobe. Eine Verfälschung des Ergebnisses durch verzehrte Nahrungsmittel ist nicht zu befürchten. 

Die immunologischen Stuhltests werden normalerweise von Ärzten ausgegeben, die eine Krebsvorsorge durchführen. Neben Hausärzten sind das unter anderem auch Gynäkologen, Internisten und Urologen. 

Der Patient entnimmt zu Hause die Stuhlprobe nach Anleitung und gibt diese in der Arztpraxis ab. Von dort aus wird die Probe dann an ein Labor zur Auswertung geschickt. 

Stuhltest: Durchführung auch zu Hause möglich

Immunologische Stuhltests können auch als Selbsttests von den Patienten zu Hause durchgeführt werden. Allerdings werden die Kosten von den meisten gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. Daher ist es ratsam, zuvor bei der Krankenkasse nachzufragen. 

Die immunologischen Schnelltests zur Eigenanwendung funktionieren nach dem gleichen Prinzip und weisen ebenfalls verstecktes Blut im Stuhl nach. Zur Durchführung muss eine Stuhlprobe mithilfe eines beigefügten Papier-Stuhlfängers entnommen und mit einer Pufferlösung in einem Probensammelröhrchen vermischt werden. 

Anleitung PreventID CC Darmkrebs Vorsorge Früherkennung Selbsttest
Darstellung einer Probennahme mittels Stuhltest. | Bild: Beipackzettel PreventID® CC

Die Stuhlprobe darf bei der Testdurchführung nicht mit Wasser oder Urin in Berührung kommen. Der Probensammelstab soll an drei verschiedenen Stellen in die Stuhlprobe eingestochen und anschließend einmal in das mit Pufferlösung gefüllte Röhrchen gegeben werden. 

Anschließend wird die Probenflüssigkeit auf eine Testkassette aufgetragen und nach zehn Minuten Wartezeit kann das Ergebnis ausgewertet werden. 

Ein positives Testergebnis weist auf menschliches Blut im Stuhl hin, dabei sind sowohl eine Kontrollbande (= C) als auch eine Testbande (= T) zu sehen. Die sichtbare Kontrollbande weist darauf hin, dass das Auftragen der Probe korrekt erfolgt und das Testergebnis verwertbar ist. 

Wie geht es weiter nach dem Selbsttest?

Ein positives Testergebnis bedeutet nicht gleich Darmkrebs und auch nicht unbedingt, dass blutende Darmpolypen vorliegen. Blut im Stuhl kann auch andere Ursachen haben: Menstruationsblutungen, Hämorrhoiden oder starkes Zahnfleischbluten können ebenso für ein positives Testergebnis verantwortlich sein. Frauen sollten daher die Stuhlprobe nicht während der Menstruation entnehmen. 

Trotzdem muss bei einem positiven Testergebnis ein Arzt aufgesucht werden, nur dieser kann weitere Schritte zur Abklärung veranlassen. Um eine zuverlässige Diagnose zu stellen, wird daraufhin meist eine Darmspiegelung durchgeführt. Darauf sollte in der Apotheke bei der Abgabe eines Stuhltests für zu Hause hingewiesen werden. 

Durch ein negatives Testergebnis können vorhandene Blutungen im Dickdarm nicht vollständig ausgeschlossen werden. Es kann vorkommen, dass vorhandene Blutspuren bei der Probenentnahme nicht erfasst wurden. Außerdem bluten Darmpolypen gerade im Frühstadium nicht andauernd. Daher ist es umso wichtiger, den Test auf verstecktes Blut im Stuhl einmal jährlich zu wiederholen. Zudem sollten die angebotenen Darmspiegelungen in Anspruch genommen werden. 

Weiterer Stuhltest weist Enzym nach

Ein weiterer Test zur Untersuchung des Stuhls weist kein vorhandenes Blut, sondern ein Enzym nach. Es handelt sich dabei um das Enzym M2-Pyruvatkinase, das bei gastrointestinalen Tumoren in erhöhter Konzentration im Stuhl zu finden ist. 

Das enzymatische Testverfahren ist in der Lage, auch nicht blutende Veränderungen im Darm nachzuweisen. Zudem führen vorhandene Hämorrhoiden und andere Blutungen nicht zu falsch positiven Ergebnissen. 

Ärzte bieten diesen Test teilweise als Selbstzahlerleistung für ihre Patienten an, auch entsprechende Tests für zu Hause sind erhältlich. Der M2-Pyruvatkinase-Stuhltest ist bisher allerdings nicht so gut erforscht wie die immunologischen Stuhltests. Daher übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten auch nicht. Quellen:
- Presseinformation: "Darmkrebsvorsorge ganz einfach zu Hause" Pronova BKK
- S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom
- https://api.gebrauchs.info/2db1c46efb7fe61f2d6200b7089af27fi;
- https://www.darmkrebs.de/frueherkennung-diagnose/untersuchungsmethoden/stuhluntersuchung;
- https://www.ladr.de/fuer-aerztinnen/fachinformationen/ladr-informiert/internistische-fragestellungen/darmkrebsvorsorgetumor-m2-pyruvatkinase
 

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