Aktuelles
9 min merken gemerkt Artikel drucken

PTAheute-Pinnwand KW 30/2023: Medikamente per Drohne und weitere Lieferengpässe

Pinnwand für KW 30/2023
Bilder: Schelbert; nito, Jamrooferpix / AdobeStock, Montage: PTAheute

Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.

HIV-Epidemie in Australien bald beendet?

Australien könnte bald das erste Land der Welt sein, das ein Ende der HIV-Epidemie verkünden kann. Experten feierten die sinkenden Infektionszahlen bei der Eröffnung der 12. Konferenz der International Aids Society (IAS) in Brisbane als „monumentalen Meilenstein“. 

Laut der University of New South Wales wurden in Australien 2022 nur noch 555 neue HIV-Infektionen verzeichnet. Zum Erfolg hätten vor allem vorbeugende Maßnahmen wie verstärkte HIV-Tests und die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) beigetragen. Diese ist für bestimmte Menschen in Australien – wie auch in Deutschland – auf Rezept mit kleiner Zuzahlung erhältlich. 

„Australiens Erfolg zeigt uns, dass wir über die Wissenschaft, die Werkzeuge und das Know-how verfügen, um Infektionen zu stoppen und Leben zu retten“, erklärte der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Die Herausforderung, vor der wir jetzt alle stehen, besteht darin, diesen Erfolg überall auf der Welt zu wiederholen, insbesondere in den ärmsten, am stärksten marginalisierten und am schwersten erreichbaren Gemeinschaften.“ Quelle: dpa / mia 

ABDA schreibt an Gesundheitspolitiker

In einem Schreiben an mehr als 110 Gesundheitspolitiker fordert die ABDA erneut Honoraranpassungen für die Apotheken. 

Das sogenannte Lieferengpass-Gesetz sei ein erster Erfolg der politischen Kommunikation, dennoch reichten diese Schritte nicht, stellt die ABDA fest. Denn klar sei: Die Ampel ignoriere die Forderung der Apothekerschaft nach einer leistungsgerechten Vergütung nach wie vor. 

Daher werde die Standesvertretung weiter am Ball bleiben und ihre Anliegen den Politikern nahebringen. Mit einem „aufmerksamkeitsstarken Mailing an die gesundheitspolitischen Entscheiderinnen und Entscheider in Berlin“ wolle die ABDA nun zu Beginn der Sommerpause deutlich machen, dass es mit dem Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz nicht getan ist.

Die ABDA verlangt demnach, dass den knapp 18.000 Apothekenteams eine „angemessene Wertschätzung und auskömmliche Honorierung“ zugestanden wird. Um diese Botschaft in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik zu platzieren, plane die ABDA auch während der Sommerpause weitere Aktionen – was genau sie vorhat, verrät sie jedoch nicht. Quelle: daz.online / mia 

Medikamente per Drohne: Erste Testflüge erfolgreich

Medikamentenlieferung per App und Drohne: In Dessau sind die ersten Testflüge dazu laut Entwicklern erfolgreich verlaufen. Seit Februar seien bereits mehr als 20 Testlieferungen von der Apotheke zum Testpatienten durchgeführt worden, sagte Tim Fischer vom Drohnenbetreiber Diaven.  

Bislang müsse gesetzlich die Drohne noch von einem Operator vor Ort in Sichtweite überwacht werden. Daher werde derzeit auf einer kurzen Gesamtdistanz von rund einem Kilometer geflogen. Schon bald sollen die Distanzen aber erweitert werden und die Überwachung zentral von Berlin aus erfolgen, so Fischer. Es gebe auch bereits weitere Projekte in Oberfranken und an einem Klinikum in Baden-Württemberg.  

Projektkoordinator Martin Grünthal von der Bauhaus-Apotheke in Dessau ist von den ersten Tests angetan. Es gehe darum zu sehen, welchen Einfluss Wind oder Bäume und Häuser auf die autonom fliegenden Drohnen haben. Bis zum Jahresende soll mit den Daten eine Machbarkeitsstudie zu Medikamentenlieferungen per Drohne abgeschlossen werden.  

Nach Angaben des Projektkoordinators fliegen die Drohnen in einer Höhe von 80 bis 100 Metern Höhe. Die Medikamente werden per App bestellt und bei Lieferung aus einer Höhe von rund 15 Metern abgeworfen. Bei Päckchen, die schwerer als 100 Gramm sind, kommen Fallschirme zum Einsatz. An dem Projekt sind unter anderem auch die Universität Halle und die Hochschule Anhalt beteiligt. Quelle: dpa / mia 

Engpässe bei Benzodiazepinen

Derzeit finden sich zwölf Einträge in der Lieferengpass-Datenbank des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte für Benzodiazepine. Hier eine Übersicht:

  • Mit fünf Einträgen in der Lieferengpass-Datenbank des BfArM ist die Firma Pfizer derzeit vertreten (Stand 26.07.2023): Lorazepam im Präparat „Tavor 0,5 mg“ (Tabletten) ist demnach bereits seit Mai 2023 knapp, enden soll der Engpass Ende September. Für „Tavor Tabs 2,0 mg“ hat der Engpass im Juni begonnen und soll am 31.10. enden. Auch „Tavor 1,0 mg“ soll ab dem 31. Oktober wieder zur Verfügung stehen, genauso wie „Tavor 2,5 mg“.  „Tavor 1,0 mg Expidet“ soll es hingegen erst ab Ende Februar 2024 wieder geben.
    Mögliche Alternativen: „Lorazepam-neuraxpharm 2,5 mg“ und „Lorazepam-neuraxpharm 1 mg“.
  • Für Neuraxpharm finden sich vier Einträge in der BfArM-Liste. Der Engpass besteht seit dem 17. Juni und soll am 31. Oktober enden. Das gilt für „Clonazepam neuraxpharm 0,5 mg Tabletten“, „Clonazepam neuraxpharm 1 mg Tabletten“, „Clonazepam neuraxpharm 2 mg Tabletten“ und „Clonazepam-neuraxpharm 2,5 mg/ml Tropfen zum Einnehmen“.
  • Zudem gibt die Firma Teva einen Grund für den Engpass ihres Präparates Rudotel an (Wirkstoff Medazepam): ein Herstellerwechsel. Rudotel soll Ende des Jahres wieder gut verfügbar werden.
  • Außerdem gibt es Engpässe für den Wirkstoff Diazepam: „Diazepam-Lipuro“, eine Emulsion zur Injektion von der Firma B. Braun Melsungen, soll ab dem 29.09. wieder gut lieferbar sein. Als Grund wird ein Produktionsproblem angegeben. Ebenso gibt es Probleme bei „Diazepam Desitin rectal tube 10 mg“, diese sollen aber schon Ende Juli behoben sein. Quelle: daz.online / mia 

MS-Biosimilar erhält Zulassungsempfehlung

Das MS-Arzneimittel Tysabri (Natalizumab) bekommt wohl demnächst Biosimilar-Konkurrenz. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat ein entsprechendes Präparat zur Zulassung empfohlen. Antragsteller ist Sandoz. 

Natalizumab wird angewendet für die krankheitsmodifizierende Monotherapie bei Erwachsenen mit hochaktiver, schubförmig remittierend verlaufender Multipler Sklerose (RRMS). Der humanisierte monoklonale Antikörper ist ein Hemmstoff des Alpha4-Integrins (Intergrine sind Adhäsionsmoleküle an der Oberfläche von Leukozyten) und verhindert das Einwandern der Leukozyten in Entzündungsherde. Seit 2006 ist der Wirkstoff unter dem Handelsnamen Tysabri in Deutschland erhältlich. 

Die Zulassung für das Biosimilar wurde in der gleichen Indikation beantragt wie für das biologische Referenzpräparat von Biogen, Tysabri. Die endgültige Entscheidung über die Zulassung trifft die Europäische Kommission, die aber im Regelfall den Empfehlungen des CHMP folgt. 

Entwickelt wurde das Biosimilar von Polpharma Biologics. Sandoz schloss 2019 eine globale Vermarktungsvereinbarung für das Biosimilar ab. Im Rahmen dieser Vereinbarung wird Polpharma Biologics die Verantwortung für die Entwicklung des Medikaments, die Herstellung und die Lieferung des Wirkstoffs übernehmen. Im Rahmen einer exklusiven globalen Lizenz hat Sandoz die Rechte für die Vermarktung und den Vertrieb des Medikaments in allen Märkten. Quelle: dpa / daz.online / mia 

Medikationsanalyse-Tool Medinspector wird eingestellt

Etwas mehr als ein Jahr nach Einführung der pharmazeutischen Dienstleistungen zieht sich ein Anbieter eines Medikationsanalyse-Tools aus dem Markt zurück: Viandar teilt mit, die Weiterentwicklung und den Vertrieb der Software Medinspector Ende des Jahres einzustellen. 

Alternativen bieten der Deutsche Apotheker Verlag mit Scholz online und Pharma4U mit Medicheck. Quelle: daz.online / mia 

Basenpräparat unterstützt positive Effekte des Fastens

Auf dem diesjährigen internationalen Fasten-Kongress in Berlin wurden die neusten Erkenntnisse zu den verschiedenen Fasten-Methoden diskutiert. So konnte nachgewiesen werden, dass die durch den Verzicht auf Kohlenhydrate erzeugte Ketose konkrete positive Auswirkungen in der Therapie von Krankheiten wie Multiple Sklerose, Morbus Alzheimer und onkologischen Erkrankungen zeige. 

In der Ketose steigt die Zahl der Ketonkörper an, diese werden sauer verstoffwechselt. Um eine latente Übersäuerung des Körpers zu vermeiden, kann die regelmäßige Einnahme eines Basenpräparates wie Basica® sinnvoll sein. 

Verschiedene Studien haben den Zusammenhang zwischen Fasten und Säure-Basen-Haushalt untersucht. Darin konnten unter anderem ein schmerzlindernder Effekt und eine höhere Gewichtsabnahme durch Basensupplementierung nachgewiesen werden. Quelle: PM Basica / mia 

Studie: Kinder mit niedrigem Sozialstatus häufiger einsam

Einsamkeit, Erschöpfung und Schlafprobleme sind nach einer neuen Studie unter Schulkindern mit niedrigem sozialem Status weiter verbreitet als bei jenen aus besser gestellten Familien. 

Demnach fühlen sich 32 Prozent der Schüler oft allein und ausgeschlossen, wie aus dem neuen DAK-Präventionsradar hervorgeht. Bei den Kindern, die ihren Sozialstatus als niedrig einstufen, waren dies sogar 50 Prozent. Für die Studie wurden laut DAK nach Abebben der Corona-Pandemie im Schuljahr 2022/2023 mehr als 14.000 Jungen und Mädchen der Klassen 5 bis 10 in insgesamt 14 Bundesländern befragt.  

62 Prozent der Befragten gaben an, dass sie einen guten oder sehr guten Schlaf haben. Bei denjenigen, die ihren sozialen Status als niedrig einstuften, waren es nur 47 Prozent. Die Studienautoren führen dies nicht zuletzt auf eine höhere Bildschirmzeit bei Kindern mit subjektiv niedrigem sozialem Status zurück. 

Mindestens einmal pro Woche erschöpft fühlen sich demnach 53 Prozent der Kinder insgesamt. Unter den Kindern mit subjektiv niedrigem sozialen Status sind es sogar 63 Prozent. Ein Jahr zuvor, während der Corona-Pandemie, fühlten sich noch 58 Prozent insgesamt regelmäßig erschöpft und 69 Prozent der Kinder mit niedrigem Sozialstatus. Quelle: dpa / mia 

WHO fordert Maßnahmen: Zu viele Menschen ertrinken

Jedes Jahr ertrinken weltweit nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mindestens 236.000 Menschen. Das seien Todesfälle, die verhindert werden können, berichtet die WHO. 90 Prozent der Todesfälle passieren nach Angaben der WHO in ärmeren Ländern. Zu den effektivsten Maßnahmen gehören nach ihren Angaben der Schwimmunterricht in Grundschulen und die Betreuung von kleineren Kindern in Kindertagesstätten, die Sicherheit bieten.  

Wenn das in 50 Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen finanziert würde, könnten dort bis 2050 mehr als 774.000 Kinder vor dem Tod gerettet werden, berichtet die WHO. Zudem könnten 178.000 Fälle verhindert werden, bei denen Kinder zwar überleben, aber schwere Schäden davontragen. Das würde rund 400 Milliarden Dollar (rund 362 Mio. Euro) an potenziellen wirtschaftlichen Verlusten verhindern, die die Kinder beitragen könnten, wenn sie überlebten und gesund blieben und keine Kosten für die Versorgung bei lebenslanger Behinderung anfielen. Quelle: dpa / mia