Arzneiformen richtig anwenden
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Fiebersäfte für Kinder richtig zubereiten und anwenden

eine FLasche Ibuflam-Saft mit Dosierspritze steht auf einem Tisch
Bei Fieber und Schmerzen kann Kindern Ibuprofen in Form von Saft (z. B. Ibuflam®) gegeben werden. Zur leichteren Verabreichung stehen verschiedene Dosierhilfen zur Verfügung. | Bild: IMAGO / Fotostand

Sowohl Ibuprofen als auch Paracetamol kommen zur Behandlung von Fieber und Schmerzen zum Einsatz und sind in Form zahlreicher Säfte als Fertigarzneimittel im Handel. 

Bei diesen flüssigen Zubereitungen handelt es sich um Suspensionen zum Einnehmen oder Sirupe: Ibuprofen-Säfte sind in einer Konzentration von 2 % (20 mg/ml) und 4 % (40 mg/ml) erhältlich, Paracetamol ausschließlich als 4%-ige Zubereitung mit 40 Milligramm Wirkstoff pro Milliliter Flüssigkeit.

Zur Erinnerung: Dosierung von Ibuprofen und Paracetamol

Beide analgetischen und antipyretischen Wirkstoffe werden nach Körpergewicht des Kindes dosiert. 

Ibuprofen darf bei Kindern ab drei Monaten zum Einsatz kommen. Die Einzeldosis bei oraler Gabe beträgt 7 bis 10 mg/kg Körpergewicht. Bei Bedarf darf diese Dosis bis zu 3- bis 4-mal täglich gegeben werden, eine Tagesgesamtdosis von 30 mg/kg Körpergewicht darf nicht überschritten werden. 

Paracetamol darf bereits ab der Geburt angewendet werden. Die Einzeldosis liegt bei 10 bis 15 mg/kg Körpergewicht. Diese Dosis kann bei Bedarf ebenfalls bis zu 3- bis 4-mal täglich verabreicht werden. Die maximale Tagesdosis liegt bei 60 mg/kg Körpergewicht.

Fieber- und Schmerzsäfte richtig dosieren

Fieber- und Schmerzsäfte für Kinder werden nach Volumen dosiert. Bei der Abgabe einer solchen Zubereitung sollte das benötigte Volumen pro Einzeldosis sowie die maximale Tagesdosis deutlich auf die Flasche geschrieben werden. 

Wird der Saft im Rahmen der Selbstmedikation abgegeben, sollte in der Apotheke nach dem Körpergewicht des Kindes gefragt werden und die benötigte Dosis berechnet werden. Auch sollten die Eltern darauf hingewiesen werden, dass die jeweilige maximale Tagesdosis nicht überschritten werden darf. 

Zwischen der Gabe der jeweiligen Einzeldosen muss ein Abstand von mindestens sechs Stunden liegen. Halten die Beschwerden länger als drei Tage an oder verschlimmern sich, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Geschmacksvorlieben des Kindes berücksichtigen

Kinder haben oft bestimmte Vorstellungen, was den Geschmack betrifft. Damit das Kind das Arzneimittel akzeptiert, sollte nach Möglichkeit eine passende Geschmacksrichtung ausgewählt werden. 

Die Auswahl reicht vom meist gut akzeptierten Erdbeer- und Orangengeschmack über Himbeere, Kirsche, Fruchtgeschmack bis hin zu Erdbeer-Sahne-Aroma. 

Verweigert das Kind trotzdem die Einnahme, kann die abgemessene Flüssigkeit auch zusammen mit Fruchtsaft oder Fruchtmus verabreicht werden. Milch und Babynahrung sind zur Beimischung jedoch ungeeignet.

Fieber- und Schmerzsäfte vor Gebrauch schütteln

Die meisten flüssigen Fertigarzneimittel mit Ibuprofen und Paracetamol zur Einnahme liegen als Suspension vor, manche auch als Sirup. 

Unmittelbar vor der Anwendung müssen die Säfte gut geschüttelt werden. Dadurch liegen die Wirkstoffe zur Dosisentnahme gleichmäßig verteilt vor, ansonsten kann es zu deutlichen Unterdosierungen kommen. 

Einzig bei dem Präparat Paracetamol-ratiopharm® ist ein Schütteln vor der Anwendung nicht nötig. Der Grund: Bei dieser Darreichungsform handelt es sich um eine Lösung und die Zubereitung liegt direkt gebrauchsfertig vor.

Dosierspritze als Dosierhilfe

Den meisten Präparaten (z. B. Nurofen® Junior Fiebersaft, IBU-ratiopharm® Fiebersaft für Kinder, Ibuprofen STADA®, ben-u-ron® Saft) liegt zur Entnahme der benötigten Dosis eine Dosierspritze bei. Damit kann die Zubereitung nach Gewicht und Alter des Kindes individuell abgemessen werden. 

Diese Dosierspritzen werden über Kopf angewendet. In der Apotheke sollte den Eltern des Kindes die genaue Funktionsweise erklärt werden.

Abbildung: Gebrauchsinformation IBU-ratiopharm® Fiebersaft für Kinder 40 mg/ml

Nach dem Schütteln der Zubereitung muss zunächst der kindersichere Verschluss der Flasche geöffnet werden. Dazu wird der Verschluss nach unten gedrückt und gleichzeitig gegen den Uhrzeigersinn gedreht. 

Abbildung: Gebrauchsinformation IBU-ratiopharm® Fiebersaft für Kinder 40 mg/ml

Als nächstes wird die Dosierspritze fest in die Flasche gesteckt. 

Abbildung: Gebrauchsinformation IBU-ratiopharm® Fiebersaft für Kinder 40 mg/ml

Zum Füllen der Spritze muss die Flasche auf den Kopf gestellt werden. Um das benötigte Volumen in Millilitern aufzuziehen, muss die Spritze festgehalten und der Kolben vorsichtig nach unten gezogen werden.

Abbildung: Gebrauchsinformation IBU-ratiopharm® Fiebersaft für Kinder 40 mg/ml

Nach dem Umdrehen der Flasche kann die gefüllte Spritze sanft aus dem Hals der Flasche herausgedreht werden. 

Nach der Anwendung muss der Deckel wieder aufgeschraubt werden, bis der kindersichere Verschluss einrastet.

Applikation des Saftes in den Mund

Das mit der Dosierspritze abgemessene Volumen kann anschließend direkt in den Mund des Kindes gegeben werden. Wichtig ist, dass das Kind dazu in einer aufrechten Position sitzt. Eine Applikation im Liegen darf nicht erfolgen, denn dabei besteht die Gefahr des Verschluckens. 

Auch Säuglinge sollten bei der Anwendung aufrecht gehalten werden. Die Spritze kann dann vorsichtig in die Innenseite der Wange entleert werden. 

Fiebersäfte mit Ibuprofen oder Paracetamol können grundsätzlich unabhängig von einer Mahlzeit eingenommen werden. Bei einem empfindlichen Magen ist die Einnahme mit Nahrung zu empfehlen. 

Nach dem Gebrauch der Dosierspritze sollte der Kolben aus der Spritze herausgezogen und beide Teile sorgfältig mit warmem Wasser gereinigt werden. Bis zur Verabreichung der nächsten Dosis sollte die Spritze auf einem sauberen Tuch zum Trocknen hingelegt werden. Dosierspritzen sollten grundsätzlich nicht mit Spülmittel oder in der Spülmaschine gereinigt werden.

Dosierhilfe: Auch Messbecher und Messpipetten kommen vor

Manche Fiebersäfte (z. B. Dolormin® für Kinder, Paracetamol-ratiopharm® Lösung) enthalten als Dosierhilfe auch einen Messbecher mit Volumenmarkierung. Hier bezieht sich die Graduierung des Bechers auf die eingegossene Menge an Flüssigkeit. Bei der Applikation muss genau darauf geachtet werden, dass das Kind den Becher möglichst leer trinkt und keine Flüssigkeit zurück bleibt. 

Beim Präparat Ibuflam® ist statt einer Dosierspritze eine Messpipette enthalten. Zur Volumenabmessung wird diese in die aufrecht stehende Flasche gesteckt. Keinesfalls darf hier die Flasche auf den Kopf gedreht werden.

Haltbarkeit und Lagerung von Fieber- und Schmerzsäften

Im Gegensatz zu den antibiotischen Trockensäften, die im gebrauchsfertigen Zustand überwiegend im Kühlschrank gelagert werden müssen, können Fiebersäfte bei Raumtemperatur aufbewahrt werden. 

Nach dem Öffnen ist die Haltbarkeit allerdings begrenzt und liegt je nach Präparat bei sechs Monaten oder einem Jahr. Falls die Zubereitung zur unmittelbaren Anwendung gedacht ist, sollte in der Apotheke das Enddatum der Verwendbarkeit auf der Packung notiert werden. Quellen:
- Kirchner W.: Arzneiformen richtig anwenden, Deutscher Apotheker Verlage, 4. Auflage, Stuttgart 2016.
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/04/13/ibuprofen-fuer-kinder-wann-und-in-welcher-darreichungsform
- https://www.zentiva.de/-/media/files/zentivade/fortbildungen-apotheker/zentiva-fobi_kinder-fieber-schmerz.pdf
- Fachinformationen der genannten Präparate
 

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