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Androgenetische Alopezie: Ist der Nährstoffbedarf erhöht?

Circa 80 % der Männer und 40 % der Frauen in der europäischen Bevölkerung machen bis zu ihrem 70. Geburtstag Erfahrung mit erblich bedingtem Haarausfall – der androgenetischen Alopezie.
Können aktuell oder potenziell Betroffene diesem durch die gezielte Aufnahme bestimmter Nährstoffe entgegenwirken? Dies hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) für eine aktuelle Stellungnahme untersucht.
Zur Erinnerung: Wie kommt es zu androgenetischer Alopezie?
Die molekularen und zellulären Mechanismen der androgenetischen Alopezie unterscheiden sich zwischen Männern und Frauen und sind in beiden Fällen noch nicht vollständig verstanden.
Bei Männern wird eine erhöhte Empfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber Androgenen, insbesondere Dihydrotestosteron, als Hauptursache für den genetisch bedingten Haarausfall angenommen. Auch wenn die Androgen-Spiegel der Betroffenen im Normbereich liegen, führen die Sexualhormone wahrscheinlich in den dermalen Papillen der Haarfollikel zu übermäßigen Reaktionen. In der Folge kommt es zu einer Follikelminiaturisierung. Die Follikel verbleiben kürzer in der aufbauenden Anagen-Phase, was zu verkürzten und dünnen Haaren führt.
Zum Haarausfall bei Frauen ist noch weniger bekannt. Da dieser meist erst mit der Menopause auftritt, wird ein Zusammenhang mit dem sinkenden Spiegel weiblicher Sexualhormone angenommen. Eine wissenschaftliche Hypothese geht von einer übermäßigen Apoptose von dermalen Papillenzellen aufgrund eines Ungleichgewichtes von Wachstumsfaktoren und Zytokinen aus.
Androgenetische Alopezie: Mediterrane Ernährung scheint vorteilhaft
Dabei stellt das BfR zunächst fest, dass ein guter Ernährungszustand, bei dem der Körper ausreichend mit Mikro- und Makronährstoffen versorgt wird, die Grundlage für gesundes Haar ist.
So werden in Studien beispielsweise nach sogenannten „Crash-Diäten“ Haarausfall und -veränderungen beobachtet, da die Haarfollikel durch die radikale Nahrungsrestriktion unzureichend versorgt wurden. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um erblich bedingten, sondern diffusen Haarausfall (telogenes Effluvium).
Weiterhin identifizierte das BfR Studien, die eine Assoziation zwischen einer mediterranen Ernährung und einem verringerten Risiko für die Entwicklung und das Fortschreiten der androgenetischen Alopezie nahelegen.
Bei Haarausfall: Status von Vitamin D und Eisen prüfen
Auch wiesen von einem Haarausfall Betroffene in mehreren Studien erniedrigte Vitamin-D-Spiegel auf. Hier mahnt das BfR allerdings zu Vorsicht. Es handele sich um die Ergebnisse einzelner Beobachtungsstudien.
Zudem sei es möglich, dass Menschen mit niedrigerem Vitamin-D-Spiegel seltener Aktivitäten im Freien nachgehen. Dies könne auf einen allgemein schlechteren Gesundheitszustand hinweisen. Für Personen, die unter Haarausfall leiden, kann eine Abklärung des Vitamin-D-Spiegels sinnvoll sein – und bei festgestelltem Mangel eine Supplementierung.
Auch zu Eisen lagen einzelne Studien vor – mit widersprüchlichen Ergebnissen. Hier schlussfolgert das BfR, dass keine Supplementierung erfolgen sollte, wenn kein Mangel vorliegt.
Androgenetische Alopezie: Ausgewogene Ernährung wichtig
Insgesamt resümiert das BfR nach Auswertung der aktuell noch begrenzten wissenschaftlichen Studienlage, dass eine androgenetische Alopezie keinen Grund für besondere Ernährungsanforderungen darstelle. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Proteinen, Vitaminen, Mineralstoffen und antioxidativen Substanzen reiche aus. Quelle: www.bfr.bund.de/cm/343/kann-eine-besondere-ernaehrung-einen-erblich-bedingten-haarausfall-aufhalten.pdf
„Für Patienten mit androgenetischer Alopezie, die keinen labordiagnostisch nachgewiesenen Nährstoffmangel aufweisen, wird derzeit keine Supplementierung empfohlen.“