Aktuelles
5 min merken gemerkt Artikel drucken

Was ist die Planetary Health Diet?

verschiedene Lebensmittel liegen auf einem Tisch
Den größten Teil unserer Ernährung sollten Obst und Gemüse ausmachen, auch Vollkornprodukte sowie Hülsenfrüchte, Nüsse und ungesättigte Fettsäuren bilden die pflanzliche Basis. | Bild: monticellllo / AdobeStock

Eine unausgewogene Ernährung mit zu wenig Obst und Gemüse und zu viel rotem und verarbeitetem Fleisch sind die Hauptfaktoren für frühzeitige Sterblichkeit. Das überrascht vielleicht auf den ersten Blick, würde man doch bei frühzeitiger Sterblichkeit ursächlich zunächst an Herzinfarkt oder Krebs denken. 

Allerdings ließen sich diese konkreten Erkrankungen eben auf eine ungesunde Ernährung zurückführen, erklärte Dr. Marco Springmann schon 2020 beim BZfE (Bundeszentrum für Ernährung)-Forum. Springmann forscht an der Universität in Oxford zur Ernährung der Zukunft. Diese ungesunde Ernährungsweise mit zu wenig pflanzlichen und zu vielen tierischen Produkten belastet zudem unseren Planeten. Was tun?  

Um die Gesundheit der Menschen sowie die der Erde gleichermaßen und nachhaltig zu schützen und eine gesunde Ernährung auch für die steigende Weltbevölkerung – erwartet werden 10 Milliarden Menschen bis 2050 – zu ermöglichen, haben 37 Wissenschaftler aus 16 Ländern – unter anderem Ernährungs- und Klimaforschende unter diesen wiederum Dr. Marco Springmann – bereits 2019 ihre Idee einer „Planetary Health Diet“ veröffentlichtThe Lancet: „Food in the Anthropocene: the EAT–Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems“ .

Viel Gemüse, Obst, Nüsse und Hülsenfrüchte, wenig Tierisches

Wie stellen sich die Wissenschaftler unseren Speiseplan der Zukunft vor? Welche Nahrungsmittel sollten wir in Hülle und Fülle verzehren und welche eher sparsam?  

Obst und Gemüse sollten der größte Teil unserer Ernährung sein, auch Vollkornprodukte sowie Hülsenfrüchte, Nüsse und ungesättigte Fettsäuren bilden die pflanzliche Basis. Tierische Produkte hingegen gilt es in Maßen zu genießen – das bedeutet konkret:

  • Weniger als einmal pro Woche rotes Fleisch,
  • höchstens zwei Portionen Geflügel pro Woche,
  • höchstens zwei Portionen Fisch pro Woche,
  • nicht mehr als eine Portion Milchprodukte pro Tag – also zum Beispiel entweder ein Glas Milch oder zwei Scheiben Hartkäse sowie
  • ein Ei pro Woche.

Höchstens 30 g Zucker am Tag

Empfehlenswert ist auch ein reduzierter Zuckerkonsum: Weniger als 5 Prozent unserer Energiezufuhr sollten wir durch Zucker decken (30 g pro Tag). 

Die Wissenschaftler der EAT-Lancet-Kommission lassen jedoch Spielraum. Man könne sich immer auch noch stärker pflanzenbasiert – wenn ausgewogen – ernähren, auch eine stärker fischbasierte Ernährung ist laut Springmann im Rahmen der Planetary Health Diet möglich, wenn man dafür andere fleischliche Proteinlieferanten reduziert. 

Mit der Planetary Health Diet könnten 20 Prozent aller frühzeitigen Todesfälle vermieden werden, sagt Springmann: Die Hälfte des Effekts komme durch Ernährungsumstellung, die andere Hälfte durch Vermeidung von Über- oder Unterernährung. Je pflanzenbasierter man sich jedoch ernähre, desto mehr Todesfälle ließen sich vermeiden.

Speiseplan der Planetary Health Diet, basierend auf einem Energiebedarf von 2.500 kcal/ TagQuelle: EAT-Lancet Commission :

LebensmittelEmpfohlene Menge in Gramm pro TagKalorien pro Tag
Kohlenhydrate
Vollkorngetreide232811
Stärkehaltiges Gemüse (z. B. Kartoffeln, Maniok)50 (0–100)39
Gemüse (davon je 100 g dunkles grünes Gemüse, orange-rotes Gemüse und anderes Gemüse)300 (200–600)78
Obst 200 (100–300)126
Proteine
Rotes Fleisch (z.B. Rind, Lamm, Schwein)14 (0–28)30
Geflügel29 (0–58)62
Eier13 (0–25)19
Fisch28 (0–100)40
Hülsenfrüchte (z. B. Erbsen, Linsen, Bohnen, Soja)75 (0–100)284
Nüsse50 (0–75)291
Milchprodukte 250 (0–500)153
Zugesetzte Fette
Ungesättigte Fettsäuren (z. B. Oliven-, Rapsöl)40 (20–80)354
Gesättigte Fette (z. B. Palmöl)11,8 (0–11,8)96
Zugesetzte Zucker/alle Süßungsmittel31 (0–31)120

Optimal für Flexitarier

Der Planetary-Health-Speiseplan dürfte „Flexitariern“ entgegenkommen, also Menschen, die sich hauptsächlich vegetarisch ernähren und nur selten und dann sehr bewusst Fleisch verzehren (flexible Vegetarier). 

Der Effekt auf die Treibhausgase wäre bereits bei einer flexitarischen Ernährung enorm: Eine flexitarische Ernährungsweise würde die Treibhausgase um 50 Prozent reduzieren, eine vegetarische gar um 70 Prozent und eine vegane um 80 Prozent.

Planetary Health Diet vs. DGE-Empfehlungen

Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat jüngst ihre Ernährungsempfehlungen aktualisiert. Neu ist, dass die DGE erstmals Nüsse und Hülsenfrüchte separat – und nicht mehr gemeinsam als Teil von Obst und Gemüse – empfiehlt. 

Die empfohlene Verzehrmenge mit 25 g Nüssen pro Tag und 125 g Hülsenfrüchten pro Woche unterscheidet sich jedoch von den Empfehlungen der Planetary Health Diet – 50 g Nüsse pro Tag und 75 g Hülsenfrüchte pro Tag. 

Auch bei den Milchprodukten hat sich die DGE entwickelt. Sie rät jetzt statt zu 700 g täglich nur noch zu 400 g Milchprodukten am Tag, was jedoch immer noch deutlich über den Empfehlungen im Rahmen der Planetary Health Diet (250 g pro Tag) liegt. 

Bei Fleisch und Wurstwaren sollen es laut DGE maximal 300 bis 600 g pro Woche sein, die Planetary Health Diet kommt bei rotem Fleisch plus Geflügel auf maximal 300 g wöchentlich. 

Laut Springmann ist eine Ernährung nach DGE „auch recht gesund“, wenn auch „etwas weniger gesund" als die Planetary Health Diet. Allerdings seien die Umweltauswirkungen „sehr viel geringer“ und aufgrund der höheren Mengen an rotem Fleisch und Milchprodukten „global komplett unnachhaltig“.