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PTAheute-Pinnwand KW 25/2023: Keine Sommerpause für Mensch und Tier

Pinnwand für KW 25/2023
Bilder: Robert Kneschke, PhotoSG, Jamrooferpix / AdobeStock, ABDA; Montage: PTAheute

Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.

Jede vierte Apotheke erbrachte pharmazeutische Dienstleistungen

Seit einem Jahr können Apotheken fünf verschiedene pharmazeutische Dienstleistungen erbringen, die sie von den Krankenkassen honoriert bekommen. Doch bislang halten sich Angebot – und auch die Nachfrage – in überschaubarem Rahmen. 

Es gibt sicherlich einige sehr aktive Apotheken, doch in vielen Betrieben dürfte die Arbeitskraft an anderen Stellen gefragt sein – unter anderem, um Lieferengpässe zu bewältigen.

Der Nacht- und Notdienstfond des Deutschen Apothekerverbands (NNF) hat für das erste Quartal 2023 neue Zahlen in diesem Zusammenhang veröffentlicht. So haben in den ersten drei Monaten dieses Jahres 4.636 Apotheken pharmazeutische Dienstleistung erbracht und gemeldet – also etwas mehr als ein Viertel aller Vor-Ort-Apotheken. 

An sie schüttet der NNF insgesamt 1.926.679,89 Euro aus. Im vierten Quartal 2022 waren es noch 3.819 Apotheken, die rund 1,3 Millionen Euro erhielten. Nicht ermittelt wurde, welche Dienstleistungen besonders häufig erbracht worden sind. Quelle: daz.online, ks / mia 

Hitze, Schwüle, Ozon – ein „unangenehmer Wetter-Cocktail“

Die Kehrseite des Sommers: Auch ohne Überschreitung von Grenzwerten sieht Andreas Matzarakis, Leiter des Zentrums für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes (DWD), derzeit einen gesundheitlich „unangenehmen Wetter-Cocktail“. 

Die Ozon-Werte seien in Deutschland vielfach hoch, auch wenn sie unterhalb der Warn- oder Alarmwerte liegen, sagt Matzarakis. „Wir sehen deutschlandweit die erste Hitzewelle, auch wenn sie in manchen Gebieten nur zwei, drei Tage andauert. Und es gibt sehr viel Feuchte.“  

Die schwül-warmen Temperaturen seien gerade für Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen belastend und würden als unangenehm empfunden, sagt der Fachmann. Auch ohne die sogenannten Tropennächte, in denen das Thermometer nicht unter 20 Grad sinkt, könne der Schlaf in aufgeheizten Innenräumen problematisch werden. Die Wohnung abzudunkeln und in den kühleren Stunden zu lüften, könne da helfen. Auch Joggen vorm Schlafengehen sei derzeit nicht empfehlenswert. Stattdessen tue Kühlung gut, etwa „lauwarm und nicht zu lange duschen“. Quelle: dpa / mia 

Anwendung und Lagerung von Medikamenten an hohe Temperaturen anpassen

In einer aktuellen Pressemitteilung macht die ABDA darauf aufmerksam, dass Hitze Einfluss auf die Wirkung von Arzneimitteln nehmen kann. Dies kann zum Beispiel blutdrucksenkende Arzneimittel, Entwässerungsmittel, Schlafmittel, Abführmittel oder Medikamente gegen Depressionen betreffen. Sie können den Flüssigkeitshaushalt und die Abkühlungsmechanismen des Körpers beeinflussen.

„Bei Hitze ist möglicherweise eine Dosisanpassung erforderlich. Bitte ändern Sie Ihre Dosierung nicht selbst, sondern sprechen Sie bei Ihrem nächsten Termin mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber!“, rät Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer. Dies gilt auch für Menschen mit Diabetes.

Im Sommer, insbesondere bei hohen Temperaturen, sollte auch die Lagerung der Arzneimittel geprüft werden. Die meisten Arzneimittel sollen bei Raumtemperatur, das heißt bei 15 bis 25 Grad, gelagert werden. Bei einer Hitzewelle gelingt das am besten in einem kühlen Raum. 

Keinesfalls sollte man Medikamente im Auto liegen lassen, da sich der Innenraum bei hohen Außentemperaturen schnell stark aufheizt. Besser ist es, die Medikamente für den Transport in einer Kühlbox zu lagern. Dabei ist darauf zu achten, dass das Medikament die Kühlelemente nicht direkt berührt. Quelle: PM ABDA / mia 

Lassen sich inhalative Narkotika recyclen?

Inhalative Narkosemittel sorgen für einen reibungslosen Ablauf im OP – leider tragen sie aufgrund ihres hohen Treibhauspotenzials auch nicht unerheblich zum Klimawandel bei. Da die volatilen Anästhetika weitestgehend unmetabolisiert pulmonal eliminiert werden, ist das Recycling der verwendeten Substanzen ein Ansatz zur Verringerung der narkosebedingten Klimaschäden. 

Bereits auf dem Markt erhältlich ist das Filtersystem CONTRAfluranTM. Dieser Filter wird am Abluftschlauch des Narkosegerätes eingebaut und so die Ausatemluft in ihn eingeleitet. Hier adsorbiert das volatile Anästhetikum an das enthaltene Aktivkohlegranulat. Ist dessen Kapazitätsgrenze erreicht, kann der Filter ersetzt und an die anbietende Firma zurückgeschickt werden. Diese bereitet die Aktivkohle auf und gewinnt das volatile Anästhetikum zurück. Beides kann anschließend erneut eingesetzt werden.

An vielen Kliniken kam dieses System bereits zum Einsatz. Da die Patienten zum Zeitpunkt der Extubation das Arzneimittel noch nicht vollständig per Ausatmung eliminiert haben, können unter optimalen Bedingungen nur 50 Prozent des eingesetzten Gases über die Filter recycelt werden. 

Welche Optionen außerdem bedacht werden können, um narkosebedingte Klimaschäden zu verringern, können Sie bei daz.online nachlesen.

Bei Kopfschmerzen greifen die meisten zur Tablette

In einer Umfrage im Auftrag der Kyberg Pharma Vertriebs-GmbH gaben 71 Prozent der über 12.000 Befragten an, dass sie bei Kopfschmerzen ASS oder Paracetamol am liebsten in Tablettenform einnehmen. Bei Migräne sind allerdings eher Brausetabletten zu empfehlen, da diese eine schnellere Resorption und somit schnellere Schmerzreduktion herbeiführen können.

Außerdem gaben in der Umfrage etwa ein Drittel der Befragten an, Arzneimittel zu bevorzugen, in denen der schmerzstillende Wirkstoff mit Coffein kombiniert wird. 

Für all diese Bedürfnisse gibt Kyberg Pharma an, Produkte im Angebot zu führen: Die Kopfschmerz-Brause + Vitamin C enthält ASS und auch Coffein. In Classic Duo kombiniert der Hersteller die Wirkstoffe ASS und Paracetamol in Tablettenform. Quelle: Kyberg Pharma 

Apotheken in NRW können künftig flexibler öffnen

Die Apotheken in Nordrhein-Westfalen haben künftig mehr Flexibilität bei der Festlegung ihrer Öffnungszeiten. In Zukunft müssen sie nur an vier Wochentagen von montags bis freitags zwischen 8 Uhr und 20 Uhr eine tägliche Mindestöffnungszeit von sechs Stunden sicherstellen. An einem weiteren Tag müssen sie mindestens drei weitere Stunden öffnen, wie die Apothekerkammern Westfalen-Lippe und Nordrhein mitteilten. Am Samstag besteht keine Pflicht zur Öffnung mehr.  

An der Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung sowie der Versorgung durch die 24-stündig geöffneten Notdienstapotheken ändere sich dadurch nichts, betonten die Kammern. Mit der Neuregelung sollen die Apotheken jedoch in die Lage versetzt werden, stärker auf die ortsüblichen Gegebenheiten im Versorgungsalltag einzugehen und zugleich ihr Personal effizienter einzusetzen. Quelle: dpa / mia 

Bei Multimedikation Anspruch auf Intensivberatung in der Apotheke

Die ABDA informiert in einer Pressemitteilung darüber, dass jeder Mensch, der mindestens fünf verordnete Arzneimittel einnimmt, sich ab sofort in der Apotheke intensiver als gewohnt beraten lassen kann. Die Kosten für diese pharmazeutische Dienstleistung werden von den Krankenkassen übernommen. 

In der Beratung wird unter anderem auf Wechselwirkungen und vermeidbare Anwendungsprobleme hingewiesen. „In dieser Dienstleistung werden Patientinnen und Patienten zu ihrer gesamten Medikation beraten – also auch zu Medikamenten, die vom Patienten selbst erworben wurden und von denen die Ärztin oder der Arzt vielleicht gar nichts weiß. Diese Dienstleistung mündet in einem vollständigen und aktuellen Medikationsplan für die Patienten. Dadurch können die Effektivität und Sicherheit der Arzneimitteltherapie erhöht werden“, sagt Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der ABDA. 

Die Dienstleistung kann einmal alle zwölf Monate in Anspruch genommen werden, bei umfangreichen Änderungen der Medikation auch häufiger. Quelle: PM ABDA 

Darmkrebsvorsorge in der Pandemie oft vernachlässigt

Die Asklepios-Kliniken verzeichnen einen Zuwachs an Patienten mit fortgeschrittenem Dick- und Mastdarmkrebs. Es wird angenommen, dass dies auf eine mangelnde Vorsorge zurückzuführen ist. 

„In der Corona-Pandemie sind viele Patienten nicht mehr zur Vorsorge-Darmspiegelung gegangen. Diese fehlenden zwei bis drei Jahre für eine Früherkennung oder schnelle Behandlung sorgen nun für die hohen Operationszahlen“, sagt Prof. Dr. med. Steffen Pistorius, Leitender Arzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Asklepios-ASB Klinik Radeberg.

Er weist darauf hin, dass ein unerkannter Darmkrebs in zwei oder drei Jahren ein kritisches Stadium erreichen könne. Dann helfe nur noch eine Operation, häufig habe der Darmkrebs auch bereits gestreut. 

Erstaunt zeigt sich der Experte über die tendenziell steigende Zahl an jungen Darmkrebspatienten. Obwohl Darmkrebs bei Jüngeren seltener ist als bei Älteren, erfordern die Behandlung und das Management neben perfekten Operationstechniken häufig auch die Einleitung einer genetischen Beratung und Diagnostik, da in dieser Altersgruppe der Darmkrebs häufiger familiär auftritt und genetisch bedingt ist. 

Viele klinische Studien haben außerdem auf den Zusammenhang von Darmkrebs und bestimmten Ernährungsgewohnheiten hingewiesen. So sollte ein übermäßiger Konsum von rotem und verarbeitetem Fleisch vermieden werden. Auch ein Mangel an Ballaststoffen, Übergewicht und Adipositas können das Risiko für eine Darmkrebs-Erkrankung steigern. Quelle: Asklepios / mia 

Folgen der Pandemie: Vor allem Mädchen häufiger psychisch krank

Deutlich mehr Mädchen als Jungen sind während der Corona-Pandemie an einer Essstörung oder einer Depression erkrankt. Das ist das Ergebnis einer Studie des Zentralinstituts kassenärztlicher Versorgung (ZI) zu psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen zwischen 2014 und 2021. 

Demnach wurde im Jahr 2021 bei jugendlichen Mädchen 14-mal häufiger eine Magersucht diagnostiziert als bei Jungen. Auch an depressiven Störungen haben im gesamten Untersuchungszeitraum mehr Mädchen als Jungen gelitten. Zuletzt sei die Inzidenz bei den 15- bis 17-jährigen Mädchen dreimal so hoch gewesen wie bei gleichaltrigen Jungen.  

Nicht nur bei Mädchen, auch insgesamt ist die Zahl vieler psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen während der Pandemie gestiegen, wie die Untersuchung zeigt. Demnach nahmen Magersucht-Diagnosen im Jahr 2021 im Vergleich zu 2019 um 74 Prozent zu. Auch die Zahl der depressiven Störungen sei überproportional angestiegen – zwischen 2019 und 2021 um 27 Prozent. Angststörungen sowie emotionale und Verhaltensstörungen traten während der Pandemie häufiger als gewöhnlich auf. Quelle: dpa / mia 

Keine Sommerpause bei der Vogelgrippe

Die Vogelgrippe wütet auch in diesem Sommer wieder in Seevogelkolonien – zuletzt vor allem bei Möwen. Ein derzeit in Europa grassierender Erreger sei besonders an Möwenvögel angepasst, erklärt das für Tiergesundheit zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI).

Dieser Genotyp sei im Mai des vergangenen Jahres an der französischen Atlantikküste entstanden und habe sich von dort über ganz Europa verbreitet. Besonders Lachmöwen traf es den Angaben zufolge zuletzt.  

Bedingt durch den Vogelzug grassierte die Vogelgrippe hierzulande lange Zeit vor allem in der kalten Jahreszeit. 2021 gab es erstmals auch den Sommer über Fälle vor allem im nördlichen Europa. 2022 war es dann zu einer regelrechten Sommerwelle gekommen. Experten gehen davon aus, dass sich der Erreger mittlerweile ganzjährig in europäischen Wildvogelpopulationen hält.  

Für Deutschland schätzt das FLI das Risiko von Einträgen in Geflügelhaltungen durch Wildvögel weiter als hoch ein. Lachmöwen seien nicht an Küsten gebunden, sondern kämen beispielsweise auch in Baden-Württemberg, Bayern und östlichen Bundesländern vor. Dennoch habe es zuletzt weniger Fälle in deutschen Haltungen gegeben. Offenbar wirkten Sicherheitsmaßnahmen, hieß es von den Experten.  

Infektionen beim Menschen sind laut FLI im Fall des derzeit dominierenden Erregers sehr selten und verlaufen in der Regel harmlos. Die EU-Gesundheitsbehörde (ECDC) schätze das Risiko eines Überspringens des Erregers auf den Menschen durch Anpassung – eine sogenannte Zoonose – aktuell als gering ein, heißt es im aktuellen FLI-Bericht. Quelle: dpa / mia