Heimische Hülsenfrüchte
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Kichererbse: wertvoller Eiweißlieferant

Kircherbsen in einer Schüssel
Die Kichererbse ist reich an Eiweiß und sehr sättigend. | Bild: M.studio / AdobeStock

Schon seit mindestens 6.000 Jahren ist die Kichererbse (Cicer arietinum) eine wichtige Kulturpflanze. Sie stammt wahrscheinlich von einer wilden Art aus der Südosttürkei ab. Die Pflanze verbreitete sich in den Mittelmeerraum und den Orient. 

Nach Deutschland gelangte Cicer arietinum vermutlich im ersten Jahrhundert nach Christus. Im Mittelalter war die Kichererbse hierzulande sehr geschätzt – auch als Arzneimittel. Sie galt als harntreibend und menstruationsfördernd und wurde als Aphrodisiakum verwendet. 

Hummus, Falafel und mehr : Kichererbse vielseitig verwendbar

Heutzutage hat die Kichererbse keine arzneiliche Bedeutung mehr. Doch als Nahrungsmittel genießt sie einen immer höheren Stellenwert. Das liegt vor allem an dem wachsenden Interesse an pflanzlichen Eiweißlieferanten. 

Die leicht nussig schmeckenden Samen lassen sich vielseitig verwenden. Sehr beliebt sind auch bei uns orientalische Spezialitäten wie das cremige Hummus, zubereitet aus Kichererbsenpüree, und die knusprigen Falafel, die gerne als veganes Fast Food genossen werden. Man kann aber auch einfach gekochte Kichererbsen als Gemüse, Eintopfzutat oder Salatbeigabe verzehren oder geröstet als Snack knabbern. 

Das eiweißreiche Kichererbsenmehl lässt sich als Brotzusatz, für Pizza, Pfannkuchen, Polenta, Chips oder süße Backwaren verwenden. Es wird auch für die Herstellung proteinhaltiger und glutenfreier Nudeln eingesetzt. 

Gut zu wissen: Tag des Hummus am 13. Mai

Fans der orientalischen Küche haben am 13. Mai einen Grund zum Feiern: Denn an dem Tag findet der Internationale Hummus-Tag statt. 

Der Begriff Hummus hat seine Wurzeln im Arabischen „hummus“, was wörtlich übersetzt Kichererbse bedeutet und als beliebte und weit verbreitete Speise gilt. 

Kichererbsen sind gute Eiweißlieferanten

In puncto Eiweißgehalt kann die Kichererbse mit einigen anderen Hülsenfrüchten wie Linse, Körnererbse oder Ackerbohne ungefähr mithalten. So bestehen getrocknete Kichererbsen zu beinahe 20 Prozent aus Eiweiß. 

Typisch für Hülsenfrüchte enthält dieses Eiweiß viel von der essenziellen Aminosäure Lysin. Insbesondere die Kombination mit Getreideprodukten – in der orientalischen Küche etwa in Form von Fladenbrot – ist ernährungsphysiologisch günstig. Damit lässt sich der Gesamtbedarf an essenziellen Aminosäuren decken.

Weitere Nährstoffe in der Kichererbse

Wie auch andere Hülsenfrüchte tragen Kichererbsen zur Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen bei. Dazu gehören insbesondere Vitamin E, B-Vitamine inklusive Folat, außerdem Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und Zink

Wie die meisten Hülsenfrüchte (Ausnahme Sojabohne) enthalten Kichererbsen wenig Fett (circa sechs Prozent). Ihr Gesamtgehalt an Kohlenhydraten ist dagegen hoch (mindestens 40 Prozent). 

Doch reichlich enthaltene Ballaststoffe sorgen dafür, dass sich Kichererbsen günstig auf den Glukosestoffwechsel auswirken, die Darmgesundheit fördern und anhaltend satt machen. 

Ballaststoffe können Blähungen verursachen

Allerdings liegt es auch an den Ballaststoffen, wenn Kichererbsen – ebenso wie andere Hülsenfrüchte – Blähungen verursachen. Geschälte Kichererbsen sind in dieser Hinsicht bekömmlicher als ungeschälte. 

Grund hierfür ist, dass ein Teil der Ballaststoffe in den Samen aus Raffinose besteht. Dieses Oligosaccharid ist zwar wegen seiner präbiotischen Wirkung geschätzt, kann jedoch bei empfindlichen Personen zu Blähungen und Völlegefühl führen. 

Durch Waschen und Einweichen der Samen lässt sich ein Teil der Raffinose herauslösen. Wer regelmäßig Hülsenfrüchte verzehrt, wird in der Regel einen Gewöhnungseffekt bemerken: Wegen der sich anpassenden Darmflora nimmt die blähende Wirkung mit der Zeit ab. 

Wie sollten Kichererbsen zubereitet werden?

Auch unabhängig von ihrem blähenden Potenzial sollten getrocknete Kichererbsen vor dem Garen für circa 12 Stunden in Wasser eingeweicht werden. Dadurch reduziert sich der Gehalt an sogenannten antinutritiven Substanzen wie Phytinsäure, Enzyminhibitoren und Saponinen. Diese können die Aufnahme von Nährstoffen behindern oder den Geschmack beeinträchtigen. 

Das Einweichwasser sollte daher verworfen werden. Wer die Bekömmlichkeit der Hülsenfrüchte noch weiter verbessern möchte, kann während des Garens das durch die Saponine schaumig gewordene Kochwasser austauschen. 

Roh sollte man Kichererbsen übrigens nicht verzehren. Denn das in ihnen enthaltene giftige Phasin wird erst beim Erhitzen zerstört. Wenn es in der Küche einmal schnell gehen muss, kann man zu vorgegarten Kichererbsen aus der Dose greifen. Auch hier gilt im Sinne der Verträglichkeit: Die Flüssigkeit in der Dose nicht mitverwenden! 

Für eine bessere Verdaulichkeit von Kichererbsen sorgen außerdem Gewürze, etwa der in Hummus und Falafel verarbeitete Kreuzkümmel. Wegen enthaltener Purine sind Kichererbsen für Gicht-Patienten nicht empfehlenswert.

Gut zu wissen: Die Kichererbse, eine lustige Erbse?

Der Name „Kichererbse“ hat nichts mit Kichern zu tun. Vielmehr ist er abgeleitet vom lateinischen Wort „cicer“ (= Erbse), gesprochen „kiker“. Daraus entstand dann die Bezeichnung „Kicher-Erbse“ – was also so viel heißt wie „Erbsenerbse“. 

Botanisch betrachtet ist die Kichererbse (Cicer arietinum) aber gar keine Erbse (Gattung Pisum), sondern gehört wie diese lediglich zur selben Familie der Fabaceae. 

Die Artbezeichnung „arietinum“ bedeutet übrigens „widderartig“. Der Kichererbsen-Samen soll nämlich einem Widderkopf ähneln. 

Kichererbsen-Anbau auch in Deutschland

Cicer arietinum mit Hülse und Samen. | Bild: lesichkadesign / AdobeStock

Indien ist Haupterzeugerland von Kichererbsen für den Weltmarkt. Doch die bei uns erhältlichen Kichererbsen stammen vorwiegend aus dem Mittelmeerraum. Es handelt sich meist um hell- und großsamige Sorten.  

Ein bis drei der kantigen Samen reifen in kurzen, aufgeblähten Hülsen heran. Diese entwickeln sich aus weißen oder violetten Schmetterlingsblüten, welche die Kichererbsenpflanze (Fabaceae, Schmetterlingsblütler) in den Achseln ihrer gefiederten Blätter hervorbringt.  

Cicer arietinum ist zwar kein bei uns beheimatetes Gewächs, gedeiht aber dennoch in einigen Regionen Deutschlands. Das beweisen seit einigen Jahren heimische Landwirte, die den Hülsenfrüchtler wieder in kleinem Umfang anbauen – unter anderem im Raum Magdeburg, bei Freiburg im Breisgau, in Rheinland-Pfalz und Unterfranken. Da die Pflanze Wärme beansprucht und recht trockenresistent ist, könnte ihr der Klimawandel bei uns zu weiterem Aufschwung verhelfen. Quellen: UFOP Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V.; Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE); Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL); B.-E. van Wyk: Handbuch der Nahrungspflanzen, WVG 2005; R. Lieberei, C. Reisdorff: Nutzpflanzenkunde, Thieme 2007  

Kichererbse in Kürze

  • Botanik: Cicer arietinum (Fabaceae); einjährige Pflanze mit gefiederten Blättern und weißen oder violetten Schmetterlingsblüten, in kurzen Hülsen 1 bis 3 Samen = Kichererbsen
  • Herkunft: aus Kleinasien stammend, Anbau in Indien, Pakistan, Mittelmeerraum u. a., vereinzelter Anbau in wärmeren Regionen Deutschlands
  • Besondere Inhaltsstoffe: reichlich Eiweiß, Kohlenhydrate, wenig Fett, Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe, aber auch antinutritive Substanzen (u. a. Phytinsäure, Enzyminhibitoren, Saponine)
  • Ernährungsphysiologischer Nutzen: hochwertiges Eiweiß (hoher Lysin-Gehalt), gut sättigend; evtl. zusätzliche Gesundheitseffekte (z. B. präbiotische Wirkung)
  • Risiken: antinutritive Substanzen, z. B. Phytinsäure, Saponine (durch Einweichen und Kochen stark reduziert); Gefahr bei Rohverzehr (giftiges Phasin, wird durch Kochen abgebaut); evtl. Blähungen durch lösliche und unlösliche Ballaststoffe; Vorsicht bei Gicht (Purine!)
  • Verwendung: als Nahrungsmittel; vielseitig verwendbar, z. B. als Gemüse, Püree (verarbeitet zu Hummus, Brotaufstrich etc.); Falafel, Kichererbsenmehl als Backzutat, für Nudeln etc.
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